WS Haubenwellensittich

Erfahrungen aus meiner Haubenzucht
Haubenwellensittich In Jahre 1988 sah ich zum ersten Mal Hauben -WS auf einer kleinen Vogelschau. Da ich von diesen Vögeln fasziniert war, schaffte ich mir im folgenden Jahr einige Exemplare von verschiedenen Züchtern an. Allerdings waren diese noch recht klein. Im ersten Zuchtjahr zog ich durch Verpaarung mit normalen Standart – WS sieben Haubenvögel und zahlreiche ohne Haube. Da ich zu diesem Zeitpunkt noch keinerlei Informationen über diese Mutation hatte, war ich über die geringe Anzahl der Hauben – WS gegenüber der Anzahl der WS ohne Haube enttäuscht. Daraufhin schaffte ich die Vögel Ende 1989 wieder ab.

Ein erneuter Versuch
Im Jahre 1992 nahm ich erneut mit einem Haubenzüchter Kontakt auf und erfuhr hierbei, daß dieser aus Altergründen seine komplette Zucht aufgeben wollte. Dieses sah ich als Gelegenheit, noch einmal mit Hauben – WS anzufangen und kaufte seinen gesamten Zuchtstamm auf. Es waren ca. 50 Tiere, davon einige Rundhauben, Halbrundhauben, Spitzhauben und der größte Teil sogenannte „haubenblütige“ Vögel, die äußerlich keine Unterschiede zum Normalvogel aufweisen und nur im Nest als Jungvogel durch querstehende Federkiele erkennbar sind. Dieser Züchter erzählte mir sehr viel von seinen Zuchterfahrungen, die er mit den Hauben gemacht hatte und daß es sehr viel Geduld erfordere, Hauben zu züchten.

Die Verpaarungen
Haubenwellensittich Im ersten Zuchtjahr verpaarte ich sowohl Rundhauben mit sogenannten „Haubenblütigen“ als auch Rundhauben mit Standard – WS und beobachtete, daß die Zahl der Hauben bei der Verpaarung Rundhaube x Haubenblütige höher lag, allerdings die Größe der Vögel geringer war als bei der Verpaarung Rundhaube x Standard. Da ich sehr viele haubenblütige WS hatte und diese noch relativ klein waren, verkaufte ich einige an einen Züchter, der „Hansi – Bubis“ züchtete. Dieser verpaarte sie mit seinen Vögeln und zog eine schöne, allerdings recht kleine Rundhaube nach.

Im darauf folgenden Jahr (1994) verpaarte ich Rundhauben mit den aus der Verpaarung Rundhaube x Standard entstandenen Haubenblütigen und züchtete bereits größere Vögel als im Vorjahr. Zusätzlich verpaarte ich Rundhauben mit Spitzhauben und stellte fest, daß nicht alle Jungvögel Hauben hatten, aber andere wiederum zwei bis drei. Auch die Vögel mit doppelter bzw. dreifacher Haube paarte ich mit Standard – WS und erzielte dadurch eine höhere Anzahl von schönen Hauben.

Unter den erworbenen Vögeln war auch eine haubenblütige Spangle – Henne, die ich mit einem Rundhauben – Hahn verpaarte. Dieses Paar ließ ich zweimal brüten und erhielt überwiegend Spangle – Hauben und einige Spangle – Haubenblütige. Diese Spangle – Hauben waren allerdings kleiner als die normalfarbenen Hauben.

Haubenwellensittich Bei der Verpaarung zweier Spitzhauben erhielt ich trotz vorheriger Skepsis sehr schöne Rundhauben.

Bei der Verpaarung von Rundhaube x Halbrundhaube erhielt ich einen WS mit dreifacher Haube und konnte sowohl bei dieser Verpaarung als auch bei anderen Verpaarungen keinen Letalfaktor feststellen.

Vor einigen Wochen verpaarte ich eine Spangle – Henne Opalin Graugrün mit einem Standard – Hahn Hellgrün; die Henne legte fünf Eier, wovon vier Spitzenhauben und eine Rundhaube fielen. Auch von einem Spangle – Rundhaubenhahn Graugrün x Haubenblütiger Henne Opalin graugrün fielen drei Junge, davon zwei Rundhauben und eine Spitzhaube. Hieraus zeigte sich, daß Hauben – Spangle den Haubenfaktor in einem größeren Maße weitervererben.

Bei der DSV-Bundessschau in Wiesentheid erfuhr ich zum erstenmal von einem Schreiben des Hessischen Ministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit von der Staatsministerin Frau Blaul, daß die Hauben-Wellensittichzucht nach ihrer Meinung eine Qualzucht sei und aus diesem Grunde zumindest im Raum Hessen verboten werden soll. In ihrem Brief weist sie darauf hin, daß es nach §11b des Tierschutzgesetzes verboten sei, Wirbeltiere zu züchten, wenn der Züchter damit rechnen muß, daß bei der Nachzucht auf Grund vererbter Merkmale Körperteile oder Organe für den artgemäßen Gebrauch fehlen oder umgestaltet sind und hierdurch Schmerzen, Leiden oder Schäden auftreten.

Haubenwellensittich Diese Argumentation von Schäden, Schmerzen oder Leiden trifft nach meiner Meinung keineswegs auf die Zucht der Hauben – WS zu. Mir sind keine Verhaltensanomalien wie Gleichgewichtsstörungen oder mangelnde Befruchtung der Eier aufgefallen. Auch die Futteraufnahme und allgemeine Reaktion der Vögel stehen in keiner Weise im Unterschied zu den Standard –WS, so daß sich eine Veränderung des Hirns sowie der inneren Organe ausschließen lässt. Der auch in einigen WS -Büchern und Berichten erwähnte Letalfaktor ist in meiner Haubenzucht nie aufgetreten. Nur bei der Verpaarung von zwei Rundhauben, was ich – aus Erfahrungsberichten von anderen Züchtern her – nie gemacht habe, besteht die Möglichkeit, daß der Letalfaktor auftritt. Er tritt allerdings nicht nur bei Hauben -WS auf, sondern er betrifft auch die Hauben –Kanarien, -Exoten und andere Hauben –Tiere. Zudem zeigt sich auch bei der Zucht von Spangles, daß hier ein Letalfaktor vorhanden ist. So kann bei der Verpaarung eines doppelfaktorigen Spangle mit einem einfaktorigen das Absterben des Jungen im Ei auch hier die folge sein.

Die in dem Schreibender Staatsministerin Blaul angeführten Behauptungen treffen in keiner Weise zu. Ich hoffe, daß die DSV, AZ und der BNA sich gegen diese Behauptungen wehren, so daß auch die Zukunft der Hauben –WS und anderer Haubenvögel gesichert ist.