Aga Allgemeines zur Vererbungslehre bei Agaporniden

 

 • Agaporniden / Unzertrennliche – Allgemeines – Vererbungslehremappe, von Dennis Krasenbrink

 

Für verschiedene Vogelarten mit dem Schwerpunkt im Bereich der rezessesiven Vererbung bei Agaporniden und Sittiche
Erstellt am: 28.02.2003
Erstellt von: Dennis Krasenbrink
Moselstr. 10
46395 Bocholt
Tel: 0173/2130043
Quickjumps: – 01 Genetische Grundbegriffe – 08 Dominante Vererbung
– 02 Vorgänge bei der Teilung von Körperzellen – 09 Geschlechtsgebundene Vererbung
– 03 Vorgänge bei der Reifeteilung – 10 Intermediäre Vererbung
– 04 Beispiel der Reduktionsteilung und Crossing over – 11 Kreuzungsquadrate
– 05 Die drei Mendelsche Gestze der Vererbung – 12 ein leerer Notizzettel (Vorlage) daher nicht nenneswert
– 06 Rezessive Vererbung – 13 Fachliteratur für Vererbungslehre
– 07 Weitere Beispiele für die Rezessive Vererbung

01 – Genetische Grundbegriffe Nach oben
01. Parentalgeneration (P)
Elterngeneration
02. Fillialgeneration (F)
Tochtergeneration
03. Phänotyp
Erscheinungsbild des Vogels ( Farbe )
04. Genotyp
Gesamtheit aller Gene
05. Gene
Erbfaktoren, Erbanlagen
06. Allele
verschiedene Zustandsformen eines Gens, auf dem homologen Chromosomen ( liegen an gleicher Stelle )
07. Mutation
Sprunghafte Veränderung einer Erbinformation ( vererbbar )
08. Mutante
Träger der Mutation
09. Modifikation
durch äußere Einflüsse wie z.B. Umwelt, Fütterung, etc veränderte Farbschläge, die nicht vererbt werden
10. Bastard
Nachkömmling, Abkömmling
11. dihybrider Erbgang
Erbgang mit zwei oder mehreren Merkmalpaaren
12. monohybrider Erbgang
Erbgang mit einem Merkmalpaar
13. homozygot
die Merkmale auf dem homologen Chromosomen sind gleich z.B. ( FF ) reinerbig, rein
14. heterozygot
verschiedene Zustandsformen des Gens auf dem homologen Chromosomen z.B. ( Ff ) mischerbig,
spalterbig, spalter, splitt, blütig
15. Faktorenkopplung
In einem „ Koffer „ verpackte Eigenschaften, die gekoppelt weiter gegeben werden z.B. ( FB, fb )
16. Crossing over
Stückaustausch zwischen zwei nicht Schwester Chromatiden (dadurch ist es möglich das Fb, fB ensteht)
Vererbungsarten:
17. Rezessiv
zurückweichend, unterdrückt
18. Dominant
vorherrschend, die Eigenschaft des Allels setzt sich bei der Merkmalausbildung durch, dominiert
19. Intermediär
Zwischenelterlich
20. Geschlechtsgebunden
X-Chromosomen gebundene Vererbung
XX = Mänchen 1,0
XY = Weibchen 0,1

02 – Vorgänge bei der Teilung von Körperzellen Nach oben
Jede Tierart hat in jeder ihrer lebenden Körperzellen eine für sie typische Anzahl von Kernschleifen oder Chromosomen, in denen sich die Erbträger befinden. In jeder Körperzelle der Vögel kommen die Chromosomen paarweise vor (Autosomenpaare) und bilden in ihrer Gesamtheit einen doppelten Satz (diploider Chromosomensatz).
Stark vereinfachte Darstellung der Vorgänge Bei der Teilung von Körperzellen (nur 2 Chromosomenpaare angenommen)
1. Körperzelle mit Diploiden Chromosomensatz
2. Die Chromosomen teilen sich inLängsrichtung
3. Zwei neue Körperzellen mit dem gleichen Chromosomensatz sind ent- standen (diploid)
4. Die Chromatiden verdoppeln sich identisch

5. Vier Körperzellen mit gleichem Chromosomensatz sind entstanden (diploid)

usw…

Teilt sich nun eine Körperzelle, so spalten sich die Chromosomen in Längsrichtung auf und jede neue Körperzelle erhält einen Teil (Chromatid). Die Chromatiden verdoppeln sich anschließend wieder identisch. Dieser Vorgang (Mitose) findet bei jeder Zellteilung statt; so ist gewährleistet, dass jede Körperzelle die gleichen Erbanlagen erhält, da ja die Chromosomen die Träger der Erbanlagen sind.

03 – Vorgänge bei der Reifeteilung Nach oben

 

Anders als bei der Körperzellenteilung, ist es bei den männlichen oder weiblichen Geschlechtszellen ( Samen- und Eizellen).

Es ergibt sich logischerweise, dass sie nicht den doppelten Chromosomensatz haben dürfen.
Würde es tatsächlich vorkommen, würden sich die Chromosomenzahlen gegenüber derElterngeneration bei jeder Generation bis ins unendliche verdoppeln.
Die diploiden Geschlechtsmutterzellen (Keimmutterzellen), die im Hoden bzw. im Eierstock in großer Zahl vorhanden sind, machen also eine andere Teilung durch als die Körperzellen,solange bis die Geschlechtszellen (Keimzellen) gebildet werden.

1. In der ersten Abbildung legen sich die zueinander gehörenden Chromosomen sehr dicht aneinander (Synapse). Hierbei kann es zum verkleben der Chromosomen kommen was zum Crossing over führen würde, wenn es zum Stückaustausch gekommen ist.
( bei rezessiver 13%, bei geschlechtsgebundener Vererbung 3% )
2. In der zweiten Abbildung ordnen sich die Chromosomenpaare in der äquatorialebene an. Hier kommt es nicht wie bei der gewöhnlichen Zellteilung zur Spaltung der Chromosomen.
3. In der dritten Abbildung wandern die einzelnen Paarlinge des Chromosomenpaares nach oben und der andere nach unten. Das Ergebnis ist, dass nun jede einzelne Keimzelle nur noch die Hälfte der Chromosomen enthält, und zwar von jeder Chromosomensorte eins.
4. In der vierten Abbildung erkennt man, dass sich zwei Keimzellen mit der gleichen Anzahl an Chromosomenpaarlingen gebildet haben.
Der Sinn der Reifeteilung (Meiose, Reduktionsteilung) ist nicht nur eine Reduktion der
Chromosomenzahl um die hälfte, sondern auch eine genaue Verteilung der entsprechenden Erbfaktoren auf die beiden aus der Keimmutterzelle entstandenen Keimzellen.Bei jedem Chromosomenpaar stammt immer der eine Paarling vom Vater und der andere von der Mutter.

Die väterlichen und mütterlichen Kernanteile wandern so nebeneinander bei der Entwicklung des Organismus hindurch und üben zu jeder Zeit nebeneinander ihre Wirkung aus, bis es wieder zur Bildung von Keimzellen kommt.

Wie sich die mütterlichen und väterlichen Paarlinge in denn Keimzellen verteilen ist jedoch
dem Zufall überlassen.

04 – Beispiel der Reduktionsteilung und Crossing over Nach oben

 

– Zwei praktische Beispiel der
Reduktionsteilung
– Erklärung des Crossing over’s

Durch das Umschlingen in der Synapse (Reifeteilung) können sich die Chromosomen verkleben und es kommt möglicherweise zum auseinanderbrechen der Chromosomen (Stückaustausch)

1. Die Chromosomen während der Synapse (sehr dicht nebeneinander angeordnet)

2. Die Chromosomen umschlingen sich und verkleben untereinander

3. Die Chromsomen sind ausein-ander gebrochen und es ist zum Stückaustausch (Crossing over) gekommen.

Das Crossing over tritt bei der FB, fb Kopplung nur zu 13 % auf, bei der geschlechtsgebundenen Vererbung nur zu 3 %. (Bsp. für Crossing over Fb,fB) Die durch Crossing over enstandenen Chromosomensätzen lassen sich auch nur wieder durch Crossing over trennen (dafür gelten die gleichen Prozentwerte).

05 – Die drei Mendelsche Gestze der Vererbung Nach oben
1. Mendelsche Gesetz ( Uniformitätsgesetz )
Kreuzt man reinerbige Individuen, (FFbb = grün X ffbb = blau), so sind alle Nachkommen (Bastarde) der 1. Tochtergeneration untereinander gleich; nämlich Ffbb = grün/spalt in blau.( Bsp. zeigt Rezessive Vererbung )
2. Mendelsche Gesetz ( Spaltungsgesetz )
Kreuzt man Mischerbige (Spalter) der 1. Tochtergeneration ( Ffbb = grün/spalt in blau X Ffbb = grün/spalt in blau ), so sind die Nachkommen der 2. Tochtergeneration nicht gleich, sondern spalten sich nach bestimmten Zahlenverhältnisse auf. (hier: 1:2:1) 25% grün, 50% grün/spalt in blau, 25% blau.
3. Mendelsche Gesetz ( Unabhängigkeitsgesetz )
Kreuzt man reinerbige Individuen, die sich in 2 oder mehreren Allelpaaren voneinander unterscheiden, so werden die einzelnen unabhängig voneinander vererbt. Es kann zu einer Neukombination der Erbanlagen kommen. ( Trifft häufig bei der Kombinationszucht zwischen rezessiver und geschlechtsgebundener Vererbung zu ).Einschränkung:
Die verschiedenen Gene müssen sich auf unterschiedlichen Chromosomen befinden, da sie sonst gekoppelt vererbt werden.

!!! FB und fb sind gekoppelt !!!

06 – Rezessive Vererbung Nach oben

 

– Kleine Zeichenerklärung
FF = grün (Fettfarbstoff)
ff = blau (Fettfarbstoff) = rezessiv vererbend
bb = keinen Dunkelfaktor = grün, blau
Bb = 1 Dunkelfaktor ( 1 DF ) = dunkelgrün, dunkelblau (kobalt)
BB = 2 Dunkelfaktor ( 2 DF ) = olivgrün, mauve
Bei der rezessiven Vererbung wird die Farbe nur sichtbar wenn die Nachkommen die Mutation reinerbig tragen d.h. Bsp. ffbb = Blau.
Sollte die Farbe jedoch nur spalterbig auftreten, wird sie äußerlich zwar nicht gesehen, obwohl der Vogel Träger dieser Mutation (Farbe) ist. Die verdeckte Farbe wird von den spalterbigen Tieren, natürlich auch weitervererbt. Bei der rezessiven Vererbung spielt das Geschlecht keine Rolle.

 

1. Verpaarungsbeispiel :Grün X Blau

grün reinerbig FFbb X blau reinerbig ffbb

– Ergebnis dieser Verpaarung:
100 % grün/ spalt blau

2. Verpaarungsbeispiel: Grün/spalt blau X Blau

grün/spalt blau Ffbb X blau reinerbig ffbb

– Ergebnis der Verpaarung:
50 % grün/spalt blau
50 % blau

07 – Weitere Beispiele für die Rezessive Vererbung Nach oben

 

3. Verpaarungsbeispiel: olivgrün X blau

olivgrün FFBB X blau ffbb

– Ergebnis der Verpaarung:
100 % dunkelgrün/spalt blau 1

Ist im Zuchtpaar ( grün X blau ) der Grünton dunkler als der Blauton, so sind die Dunkelgrünen/spalt blauen Nachzuchten Typ 1 = FfBb

4. Verpaarungsbeispiel: grün x mauve

grün FFbb X mauve ffBB

– Ergebnis der Verpaarung:
100 % dunkelgrün/spalt blau 2

Ist im Zuchtpaar ( grün X blau ) der Blauton dunkler als der Grünton, so sind die Dunkelgrünen/spalt blauen Nachzuchten Typ 2 = FfbB

5. Verpaarungsbeispiel mit Crossing over

dunkelgrün/spalt blau 1 FfBb x blau ffbb


Das Crossing over bei den dunkelgrün/spalt blauen Typ 1 und Typ 2 muß mit 13 % eingerechnet werden, da man sonst verfälschte Errechnungen erhält.

08 – Dominante Vererbung Nach oben

 

Die dominante Vererbung ist die überherrschende Vererbungsweise, deshalb gibt es darin auch keine spalterbigen Nachzuchten. Die Vererbung hat mit dem Geschlecht der Tiere nichts zu tun. Der Vorteil bei der Dominanten Vererbung liegt darin, dass schon in der ersten Tochtergeneration Nachkommen die Mutationsfarbe zeigen.

Folgend einige Beispiele:

Bsp.1: Schecke 1 faktorig SCH sch X wildfarbe FFbb

– Ergebnis der Verpaarung:
50 % Schecken
50 % wildfarben

Bsp.2: Schecke 2 faktorig SCH SCH X wildfarbe FFbb

– Ergebnis der Verpaarung:
100 % Schecken

– 2 faktorige Schecken X 1 faktorige Schecken = 50% 1 faktorige Schecken / 50% 2 faktorige Schecken
– 1 faktorige Schecken X 1 faktorige Schecken = 25% wildfarben / 50% 1 faktorige Schecken / 25% 2 faktorige Schecken
– 2 faktorig Schecken X 2 faktorige Schecken = 100% 2 faktorige Schecken

09 – Geschlechtsgebundene Vererbung Nach oben

 

Geschlechtsgebunden vererben heißt; die Farbe ist an das Geschlecht gebunden, wobei der Hahn – zwei Faktoren und das Weibchen – einen Faktor in der entsprechenden Farbe trägt.Bei dieser Vererbung gibt es keine spalterbigen Weibchen !

Hahn = XX
Weibchen = XY
Farbe = rosa ( Bourkesittich )

Nachfolgend zwei Verpaarungsbeispiele:

Bsp.1: 1,0 wildfarbig XWF XWF X 0,1 rosa XR Y

– Ergebnis der Verpaarung:
50 % 1,0 wildfarbig/spalt rosa
50 % 0,1 wildfarbig

Bsp.2: 1,0 rosa XR XR X 0,1 wildfarbe WFWF

– Ergebnis der Verpaarung:
50 % 1,0 wildfarbig/spalt rosa
50 % 0,1 rosa

Durch richtiges verpaaren besteht auch bei der geschlechtsgebundenen Vererbung, die Möglichkeit das in der 1. Tochtergeneration Nachkommen die entsprechende Mutationsfarbe zeigen. ( hier: rosa )

10 – Intermediäre Vererbung Nach oben
Die intermediäre Vererbung trifft meistens für die Dunkelfaktoren zu, sie ist die zwischen elterliche Vererbung ( Bsp. rot X weiß = rosa )
0 DF x 0 DF = 100% 0 Dunkelfaktor
1 DF x 0 DF = 50% 0 Dunkelfaktor
50% 1 Dunkelfaktor
1 DF x 1 DF = 25% 0 Dunkelfaktor
50% 1 Dunkelfaktoren
25% 2 Dunkelfaktoren
2 DF x 0 DF = 100% 1 Dunkelfaktor
2 DF x 1 DF = 50% 1 Dunkelfaktor
50% 2 Dunkelfaktoren
2 DF x 2 DF = 100% 2 Dunkelfaktoren

11 – Kreuzungsquadrate Nach oben

13 – Fachliteratur für Vererbungslehre Nach oben
Folgende Fachliteratur stand beim erstellen der Vererbungslehremappe zur Verfügung:

„ Das Wellensittichbuch“ von Theo Vins
„ Wellensittich 89 Farbschläge“ von Theo Vins
„ Agaporniden“ von Brockmann / Lantermann
„ Agaporniden und ihre Mutationen“ von Gottlieb Gaiser / Bodo Ochs

Im Internet findet man noch weitere gute Seiten zum Thema Vererbungslehre, mit besonderem Verweis auf „ Edelsittiche“.

Natürlich bieten auch Fachzeitschriften wie z.B. die AZ – Nachrichten oder der Vogelfreund des DKB´s einige gute Fachberichte von weiterenZüchterkollegen in ihren Monatsheften an.