WS Federduster

Feather duster, ein Alptraum für jeden WS- Züchter,
von Jürgen Zimmermann

Ãœber Feather duster (eine Bezeichnung die von den Engländern übernommen wurde) wird in der heutigen Zeit weniger berichtet. In den 70 er Jahren sind sie häufiger aufgetreten. Den ersten Feather duster hat man in einer englischen Zeitschrift 1974 gesehen. In England wurden damals einige dieser Monster gezüchtet.

Bilder dieser „Super Vögel“ sah ich, das erste Mal in den DSV – Nachrichten. Den ersten lebenden Feather duster den ich sah, züchtete ich selber. Zuerst wusste ich natürlich nicht was ich dort im Nistkasten liegen hatte. Das Gelege bestand aus vier befruchteten Eiern. Beim Schlupf der Vögel sahen alle vier Jungen auch ganz normal aus. Sie wurden gut gefüttert und man konnte annehmen dass alles in Ordnung sei. Als ich sah, wie groß einer dieser Vögel in kürzester Zeit wurde, rief ich meinen Zuchtkollegen an, um Ihn mit Stolz meinen „Weltmeister“ zu zeigen. So Einen „Super Vogel“ hatte ich in den Jahren zuvor noch nicht gezüchtet. Die anderen drei Jungen vom Gelege waren deutlich kleiner. Als der Vogel etwa 4 – 5 Wochen alt war, kam mir zum ersten Mal der Gedanke, dass etwas nicht stimmen önnte, aber ich hoffte immer noch. Der Vogel machte einen imposanten Eindruck und es sah aus als hört er nicht auf zu wachsen. Die Federn wurden immer länger und der Vogel sah immer wuchtiger aus. Da kam mir das erste Mal der Gedanke, es önnte ein Feather duster werden. Wenn man selber so einen Wellensittich lebend vor sich sieht, bekommt man einen gehörigen Schrecken.

Schlagartig wurde alles anders. Der Vogel nahm immer mehr an Umfang zu. Er entwickelte sich zum Feather duster. Nach ca. weiteren 3 Monaten sah man nur noch einen Federhaufen. Die eigentliche Gestalt des Vogels war kaum noch zu erkennen. Ich hatte bereits die Federn vor den Augen etwas gekürzt und sorgte somit dafür, dass Er wenigstens etwas besser sehen konnte. Der Vogel saß nur auf dem Boden. Auf den Sitzstangen und auf meinen Fingern konnte er nicht sitzen. Er flatterte dann immer ziemlich kraftlos mit den Flügeln und wollte immer zurück auf den Boden. So langsam bekam ich ein schlechtes Gewissen und fragte mich ob ich das Richtige tat. Mir war klar, dass es eine krankhafte Variante eines Wellensittichs war.

Und nun, töten oder was? Ich konnte mich nicht entscheiden. Der Wellensittich war jetzt ca. vier Monate alt und ich hatte das Gefühl, das es Ihm nicht mehr so gut ging. Ich nahm den Wellensittich in die Hand und stellte fest, dass er etwas abgemagert war. Nun hatte ich etwas zu tun. Ich rief meinen Zuchtfreund an, der zu diesem Zeitpunkt schon 40 Jahre Wellensittiche züchtete, um mit Ihm zu überlegen wie und was man am besten machen kann um den Vogel nicht leiden zu lassen. Nach dem Telefongespräch ging ich zurück in den Zuchtraum und musste feststellen, dass der Wellensittich bereits verstorben war. Ich war sehr erleichtert.

Seit dem habe ich auch keinen lebenden „Feather duster“ mehr gesehen. Bis letzte Woche. Ebenfalls ein Zuchtfreund rief mich an und sagte, er habe einen Feather duster. Da ich bei meinem Eigenen damals keine Fotos gemacht habe, wollt ich dieses Mal nichts verpassen. Ich machte mich sofort mit meiner Digitalkamera auf den Weg um einige Fotos zu machen. Der Vogel war schon 7 Wochen alt und sah schlimm aus. Genau wie bei meinem Feather duster damals, ein riesiger Federballen. Da wir beide in einer Fachzeitschrift vor Jahren gelesen hatten, das ein Feather duster bei einem Wellensittichzüchter erst mit einem Jahr verstorben ist, (Die meisten sterben jedoch viel früher) entschloss sich mein Zuchtfreund den Wellensittich nicht zu töten. Wenn möglich werde ich ca. alle 14 Tage neue Fotos machen um die Entwicklung des Wellensittichs fest zu halten.

Ãœber die Entstehung von Feather dustern gibt es eine ganze Menge von Theorien. Einige glauben, dass Feather duster aus einer zu engen Verwandtschaftszucht fallen. So interessant auch die Entstehung der Feather duster sein mag, sollte man das Paar, aus dem der Federduster gefallen ist, auf keinen Fall wieder zusammenpaaren.

Informationen aus der neueren Zeit.
Nach dem Gutachtenentwurf -Tierschutz und Heimtierzucht'“: Spezieller Teil „Vogelzucht”: Fassung vom 8.1996 soll die Zucht von Feather duster verboten werden. Wie damit umgegangen werden soll, ist aus der nachfolgenden Qualifizierung zu ersehen.

Extremzüchtung bei Domestizierten Vögeln.“ Feather duster“

Definition:
Befiederungsanomalie in Form eines abnormalen Federwachstums
Vorkommen:
Theo Vins meinte 1993, bisher seien nur in hoch gezüchteten Zuchtstämmen sog. „Schau- Wellensittiche“ Feather duster aufgetreten.
Genetik:
Keine zuverlässigen Angaben, vermutlich rezessiver Erbgang.
Symptomatik:
Bei den betroffenen Tieren sind die Federn des Stirn- Kopf- Bereiches und von Brust, Flanken und zum Teil des Bürzels ca. vier – bis sechsmal länger als bei normal befiederten Tieren, Schwung- und Schwanzfedern erreichen ungefähr die doppelte Länge. Aufgrund dieser Befiederungsanomalie sind die Vögel stark sichtbehindert und auch weitestgehend flugunfähig. Die Aufklärung des Erbganges dieses Federwachstums gestaltet sich schwierig, da Feather duster kaum älter als ca. neun Monate werden, ein großer Teil der Jungvögel stirbt bereits in der Phase des Selbständigwerdens. Als Grund für die Kurzlebigkeit der Vögel wird ein nicht therapierbares Eiweißmangel- Syndrom vermutet, das durch den erheblich erhöhten Proteinbedarf infolge der übersteigerten Federbildung verursacht wird.

Empfehlung:
Sind bei einem Zuchtpaar in der Nachzucht Feather duster aufgetreten, müssen beide Elterntiere aus der Zucht genommen werden, da der Züchter bei diesen Tieren damit rechnen muss, dass weiterhin geschädigte Nachkommen gezüchtet werden.
Der Feather duster ist zu mindestens in Deutschland zu keiner Zeit ein Zuchtziel gewesen, ganz im Gegenteil, in der züchterischen Praxis war und ist jeder WS- Züchter bemüht, solche Tiere nicht in seiner Zucht aufkommen zulassen. Feather duster gibt es bei fast allen Mutationen. Nach mündlichen Aussagen von den so genannten Hansi – Bubi – Züchtern / Welli- Züchtern sind auch in diesen Zuchten schon Feather duster, sowohl in England, als auch in Deutschland, aufgetreten. Unter Empfehlung sind meiner Meinung nach auch Forderungen gestellt, die für eine kleine Zucht nicht zumutbar sind. Dieser Züchter müsste demnach beim Auftreten eines Feather duster seinen ganzen Bestand aufgeben. Da sicherlich, wenn er Linienzucht betreibt, alle seine Wellensittiche mit einander verwand sind.

Nach heutigem Wissensstand ist ein Feather duster schon sehr früh zu erkennen und kann deshalb auch schnell von seiner in einem späteren Alter auftretenden Qual befreit werden. Allerdings kann kein Züchter sicher ausschließen das Feather duster in seiner Zucht auftreten, Wie kann man einen Feather duster frühzeitig erkennen.
Durch gemachte Erfahrungen, kann heute ziemlich sicher festgestellt werden, wenn ein Feather duster geschlüpft ist.

Eindeutige Anzeichen für einen Feather duster sind folgende:
Abnormales Wachstum in den ersten drei Wochen.
Abnormales Federwachstum
Eine stumpfe dunkle Augenfarbe.
Stumpfe Gefiederfarbe
Starkes Betteln nach Futter mit unnatürlichen Lauten.
Unnatürliches Verhalten

Ab dem Juni 1998 gilt die Neufassung des Tierschutzgesetzes vom Mai 1998 Bekanntlich legt das Tierschutzgesetz auch für die Tierzüchtung Rahmenbedingungen fest. Schmerzen, Leiden und Schäden müssen mit allen zu Gebote stehenden Möglichkeiten von Tieren ferngehalten werden. Artgemäßheit, ggf. um rassespezifische Besonderheiten ergänzt ist das oberste Bewertungskriterium.

Die Tierzüchtung geht von dem Grundprinzip aus, dass das Erscheinungsbild (Phänotyp) des Tieres, also auch seine Gesundheit sowie das Freisein von Schmerzen, Leiden und Schäden, durch den Genotyp, durch Genotyp-Umweltinteraktionen oder durch die Umwelt bestimmt werden. Defekte Gene und genetisch bedingte Anomalien sind in der Züchtung (Selektion) so zu berücksichtigen, dass keine Nachkommen (Merkmalsträger) entstehen, die mit Schmerzen, Leiden oder Schäden behaftet sind. Erbfehler und Erbkrankheiten sind genetisch bedingte Abweichungen von der Norm in örperbau, örperfunktion und Verhalten mit nachteiliger Wirkung für das betroffene Tier oder die Population. Erbfehler, Erbkrankheiten und genetisch bedingte Funktionsstörungen müssen unter Tierschutzaspekten bewertet werden.

Hierzu auch eine Bemerkungen
Eigentlich sind diese Dinge, eine Selbstverständlichkeit für einen verantwortungsvollen Wellensittichzüchter.

Jürgen Zimmermann

 

Die abgebildeten Vögel bei den Federdustern sind nicht gewollt gezüchtet, Sie sollen lediglich aufzeigen, welche Mißbildungen vorkommen können. Von Stolz zu den gezüchteten Vögeln ist auf den Seiten nirgendwo zu lesen, im Gegenteil, gesunde Vögel zu züchten und lange Spaß an ihnen zu haben, das ist unser Ziel.

 

Wellensittiche - Federduster
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