Ex Gouldamadine
Da wir mit der ganzen Familie Vögel züchten, mussten wir uns überlegen, welche Vogelart man zu dem Glanzsittich setzen konnten. Es lag nahe, Gouldamadinen zu nehmen, da man den Glanzsittich mit ihnen vergleichen kann. Der Lebensraum der Gouldamadine ist im Norden Australiens in der Nähe von Tümpeln und Creeks, die sich während der Regenzeit gebildet haben. Ihre Brutperiode fällt in die Trockenzeit, meistens von Dezember bis März. Bei Temperaturen von bis zu 40 C, und nachts 30 C sowie bei einer Luftfeuchtigkeit von 60 – 90% hat die Gouldamadine die besten Brutbedingungen. Sie führt ein sehr soziales, meistens in kleinen Schwärmen friedliches Leben. Heute hat sich die Gouldamadine unserem Klima angepasst, sie braucht nicht mehr diese hohen Temperaturen. Am Wohlsten fühlt sie sich jedoch bei Temperaturen von 20 – 30 C. Da er ein sehr friedvoller Vogel ist, passt er gut zu den Glanzsittichen. Ich halte diese Tiere in einer Gemeinschaftsvoliere jeweils zu einem Zuchtpaar. Für die Gouldamadine verwende ich einen geschlossenen Nistkasten aus Holz Um eine sichere Verpaarung zu bekommen lasse ich meinen Tieren freie Partnerwahl, das heißt ich setze mehrere Tiere beider Geschlechter blutsfremd zueinander. Dann beginnt die eigentliche Balz. Wieder sitzen die Vögel einander zugekehrt auf einem Zweig. Meistens sucht sich ein Paar dafür einen Zweig aus, auf dem es zur Balz immer wieder zurückkehrt. Das Männchen lässt im Folgenden mehrfach seinen Einleitungsruf hören, worauf ihm das Weibchen antwortet. Das Männchen senkt wären dessen seinen Kopf bis fast zur Sitzgelegenheit herab und führt schüttelnde Kopfbewegungen durch. Dann richtet es sich wieder auf und das Weibchen beugt sich mit dem Kopf herab. Das Männchen beginnt nach mehreren solchen Verbeugungen zu singen und gleichzeitig zu tanzen. Auf seinem Zweig tanzt er mit durchgebogenem Rücken. Einige Männchen lassen diesen dabei nicht los, sondern federn in den Gelenken, andere hüpfen mehrere Millimeter oder gar Zentimeter hoch. Um dem Weibchen alle schönen Farben zu zeigen. Andere bleiben auf der Stelle sitzen und drehen nur ihren Kopf und Körper hin und her. Es kommt bei einigen Paaren vor, dass sie zum Nistkasten fliegen und darin verschwinden. Es kann dann zur Begattung kommen. Sehr selten erfolgt die Begattung gleich nach der Balz auf dem Zweig. Durch Auf- und Abflirren des Schwanzes fordert das Weibchen dazu auf. Recht ungeschickt stellen sich Gouldamadinen bei der Kopula auf einen Zweig an. Aus diesem Grund findet bei den meisten Paaren die Kopulation im Nest statt. Nachdem das Zuchtpaar zum ersten Mal in den Nistkasten geschlüpft ist, beginnt das Männchen mit dem Nestbau. Ich forme aus Kokosfasern schon eine Mulde vor, denn die meisten Männchen sind sehr nachlässig mit dem Nestbau und die Eier würden auf dem Holzboden hin und her rollen. In der Regel formen die Weibchen jedoch ein schönes Nest im Kasten, mit einer Verengung zum Ausschlupf hin. Gebündelt tragen sie das Nistmaterial ein, indem sie die Fasern oder Halme in der Mitte mit dem Schnabel fassen. Für das Herbeischleppen ist das Männchen zuständig, während das Weibchen die Verarbeitung übernimmt. über längere Zeiträume sind beide Partner im Nistkasten und bauen oder stimmen sich mit einander auf die Brut ein. Etwa 5 Tage nach der ersten Paarung beginnt das Weibchen mit der Ei Ablage. Meistens legt es morgens und bleibt danach noch eine oder mehrere Stunden im Nistkasten. Bei jungen Tieren sind es meistens 4 oder 5 Eier, bei zwei- und dreijährigen kann es zu einer Gelege Größe von 7 oder gar 8 Eiern kommen. Sie werden im Abstand von 24 Stunden gelegt. Wenn 4- 5 Eier vorhanden sind beginnt das Paar fest zu brüten. Das Weibchen bleibt nun auch nachts im Nistkasten, während dessen das Männchen auf einem Zweig in der Nähe, oder auf der Sitzstange vor dem Einschlupf schläft. Ebenfalls gibt es Paare wo beide Partner im Nistkasten übernachten, das Männchen jedoch nicht auf den Eiern sitzt. üblicherweise lösen sich die Vögel alle 1- 2 Stunden ab. Es kommt aber auch vor, dass einer der Vögel die weitaus längere Zeit brütet. Nähert sich die Brutdauer von 14- 15 Tagen ihrem Ende, sind oft beide Vögel für längere Zeit zusammen im Nest. Dieses Verhalten kann ebenfalls nach den ersten Tagen des Schlüpfens der Jungen beobachtet werden. Durch Störungen, weniger festes Brüten oder mehrstündige Brutpause am Tage, kann sich die Brutdauer auf 16- 18 Tage ausdehnen. Nach 4- 5 Tagen Brut kann bei einer Kontrolle schon festgestellt werden, ob sie befruchtet sind. Im Eiklar sind dann mehr oder weniger rote Adern zu sehen, manchmal auch schon ein roter Fleck, der winzige Embryo. Später werden die befruchteten Eier immer undurchsichtiger, da der Embryo mehr und mehr Platz einnimmt. Rein äußerlich kann dann zwischen befruchteten Eiern, die Leben enthalten und solche, die unbefruchtet sind, oder in denen der Embryo abgestorben ist, unterschieden werden. Weiß sehen die Eier mit Leben aus und werden zunehmend porzellanartiger. Unfruchtbare Eier sind dagegen leicht gelblich, natürlich bleiben sie meistens auch durchsichtig. Eier, in denen das Leben abgestorben ist, bekommen graue oder bräunliche Flecke und Linien, vor allem am Rand zur Luftblase. Eier mit abgestorbenen Embryonen sollten bei Nestkontrollen entfernt und falls es mehrere in einem Gelege sind, gegen Kunststoffeier ausgetauscht werden. Da ihre Schale brüchig wird, besteht die Gefahr des Platzens und Verschmutzens des Nestes. Nach gut zweiwöchiger Brutdauer schlüpfen die Gouldamadinen. Frühmorgens kommen sie meistens aus dem Ei. Dieses wird mit dem Eizahn, einem winzigen harten Höcker auf dem Oberschnabel angepickt. Danach platzt es rundherum auf, und nach einem kurzen Abtrocknen fällt das Junge aus der Eischale. Fast immer wird diese von den Eltern im Nest aufgefressen, manchmal aber auch herausgetragen und im Käfig fallengelassen. Völlig nackt sind junge Gouldamadinen, wenn sie schlüpfen. Ihre Hautfarbe ist rosig. In den Winkeln des schwarzen Schnabels sind ihre Papillen. Auf jeder Seite sind zwei metallisch blau schimmernde Papillen, dazwischen eine gelbliche. Sie sind schon bei geschlossenem Schnabel unübersehbar, dominieren aber geradezu, wenn der Schnabel aufgesperrt ist, und der Kopf in der für Prachtfinken üblichen Art hin und her gedreht wird. Bis zum siebten oder achten Tag sind sie blind, am neunten oder zehnten Tag sind die Augen ganz geöffnet. Nach 4- 5 Tagen beginnt sich die Haut der Nestlinge dunkler zu färben Sie wird roter, aber an manchen Stellen auch eher graublau. Unter der Haut wachsen dort schon Federkiele heran. Am 7 Tag werden schon die Spitzen der Schwingen und der Schwanzfedern sichtbar, am 9 Tag auch die der Federn auf der Rückenmitte und entlang der Flanken. Zwischen dem 8 und 12 Tag werden sie von mir geschlossen beringt. Wenn die Vögel 12 – 14 Tage alt sind, brechen die Federspitzen der Schwingen und Schwanzfedern aus den Kielen, und die Kiele der Brust und Bauchfluren werden sichtbar. Ganz dunkel verfärbt kommen auch jetzt die ersten Federkiele aus der Kopfhaut. Mit 14 – 16 Tagen sind die Federn der Flügeldecken schon ein wenig aus den Kielen heraus. Im Alter von 18 – 19 Tagen sind die Vögel oberseits schon fast perfekt befiedert. Mit 22 – 25 Tagen sind die Jungen vollkommen befiedert und fliegen aus. Manche Jungtiere bevorzugen den Nistkasten in den ersten Nächten als Schlafplatz. Diese sind viel besser gegen nächtliche Abkühlung geschützt, als solche, die auf Zweigen schlafen. In den nächsten 3 Wochen werden die jungen Gouldamadinen selbständig. Schon am 2. oder 3. Tag beginnen sie, erstes Futter aufzunehmen. Zuerst ist das mehr spielerisch, und die Fütterung durch die Eltern ist in den ersten 2 Wochen lebensnotwendig. Bis dahin haben die Jungen es aber gelernt, sich überwiegend selbst zu ernähren. Auf die Altvögel kommt es an, ob die Jungen weiterhin bei ihnen in der Zuchtvoliere bleiben können, oder nicht. Sind die Eltern geduldig und jagen sie nicht, ist schon eine Voraussetzung für das Verbleiben der Jungvögel in der Zuchtvoliere gegeben. Wenn der Platz ausreicht, sollten wir die Jungvögel bei den Eltern lassen. Je länger die Jungen bei den Alten bleiben, desto mehr artspezifisches Verhalten werden sie übernehmen. So erleben sie die Balz und Paarung, sehen das neue Gelege, das Brüten der Eltern und die Fütterung ihrer jüngeren Geschwister. Einige Jungtiere helfen bei der Aufzucht ihrer Geschwister mit. Gouldamadinen, die so aufwachsen können, werden später meist gute Zuchtvögel. Text: Renate Döring (bis 2006 Vereinsmitglied) |