Pap Goffinkakadu
Der Goffinkakadu (Cacatua goffini) erhielt seinen Namen 1863 von Dr. 0. Finsch, der ihn nach seinem langjährigen Freund A. L. A. Goffin benannte. Die Beschreibung erfolgte nach lebenden Exemplaren in den zoologischen Gärten von Amsterdam und Rotterdam. Der erste Goffinkakadu kam 1862 nach London, kurze Zeit später wurden Goffinkakadus nach Hamburg und anderen europäischen Hafenstädten gebracht.
Erst in den 1970er Jahren sind wieder einige Importe dieser zierlichen Kakadus in kleineren Stückzahlen auch in die BR Deutschland erfolgt. Von dieser Zeit an bemühen sich vereinzelte Liebhaber um die Vermehrung der Goffinkakadus. Der Vermehrung dieser Vögel sollte in Zukunft verstärkte Aufmerksamkeit geschenkt werden, da der Goffinkakadu durch die sehr hohen Fangquoten in den 1980er Jahren stark in seinem Bestand dezimiert wurde. Die Gesamtpopulation in den Heimatgebieten wird derzeit auf 300.000 bis 400.000 Exemplare geschätzt. Aufgrund der starken Dezimierung wurde die Art 1992 in den Anhang l des Washingtoner Artenschutzabkommens gestellt.
Zähmt man einzelne Exemplare für die Käfighaltung, wird man zwar mit anhänglichen und auch sprachbegabten Vögeln belohnt, aber eine Käfighaltung sollte bei dieser Kakaduart keinesfalls in Erwägung gezogen werden und Zuchtbemühungen in entsprechend großen Volieren stets in den Vordergrund gestellt werden. Vor der Anschaffung dieser Tiere sollte auch daran gedacht werden, dass einzelne Exemplare hin und wieder von ihrer lauten Stimme Gebrauch machen. Mitunter kommt es sogar vor, dass sie auch in hellen Mondnächten schreien. Dennoch kann aus der Erfahrung gesagt werden, dass Goffinkakadus keinesfalls so laut wie beispielsweise Weißhaubenkakadus (C. alba) oder Salomonenkakadus (C. ducorpsii) sind. Manche Paare zeichnen sich allerdings durch eine enorme Nagefreudigkeit aus. Stets muss die Unterkunft auf eventuelle Schadstellen kontrolliert werden, um ein Entkommen dieser Kakadus zu verhindern.
Die Grundgefiederfärbung dieses nur etwa 29 Zentimeter großen Kakadus ist weiß. Lediglich die rosafarbenen Zügel stechen ein wenig von dem sonst hellen Gefieder ab. Ein gering ausgeprägter rosa Schimmer ist bei genauem Hinsehen auch im Kopfbereich erkennbar. Die Unterseite der Flügel und des Schwanzes sind gelblich. Die kleine rundliche Federhaube lässt diesen Kakadu nicht so imposant erscheinen wie seine größeren Verwandten. Die Färbung des Schnabels ist weißlich hornfarben. Der nackte Augenring ist von weißer Färbung, und die Füße sind grau. Beim Männchen ist die Iris schwarzbraun und beim Weibchen ist sie rötlichbraun gefärbt. Ansonsten unterscheiden sich die Geschlechter nicht voneinander. Junge Goffinkakadus sind an ihrer noch dunkelbraunen Iris zu erkennen, und die Zügel sind in ihrer rosafarbenen Färbung nur angedeutet. Die Iris färbt sich bei den jungen Weibchen erst nach zwei bis drei Jahren um.
Lebensweise und Status
Das sehr begrenzte Verbreitungsgebiet dieser Kakadus erstreckt sich über die Tanimbar-Inseln im Ostteil Indonesiens. Die Tanimbar-lnseln erstrecken sich über eine Nord-Süd-Ausdehnung von etwa 170 Kilometern und einer West-Ost-Strecke von etwa 100 Kilometern. Auf dieser Inselgruppe leben die Goffinkakadus vornehmlich auf den großen Inseln. Durch menschliches Dazutun wurde die Art auf Tual, einer Insel der Kai-Inseln, angesiedelt.
Dieser Kakadu ist zumeist in Wäldern anzutreffen. Zur Nahrungsaufnahme sucht der Goffinkakadu gelegentlich auch landwirtschaftliche Kulturflächen auf. Zumeist halten sie sich dabei in Maisfeldern auf, sie werden jedoch wegen der geringen Schäden, die sie dort anrichten, nicht von der einheimischen Bevölkerung verfolgt. Ansonsten setzt sich die Nahrung der Goffinkakadus aus Samen und Baumfrüchten der Waldgebiete zusammen. Außerdem werden Blattknospen, Blüten und manchmal auch Insekten verzehrt. Oft sind diese Kakadus paarweise oder in kleineren Familienverbänden anzutreffen. Weitere Einzelheiten aus Freilandbeobachtungen liegen über den Goffinkakadu sind derzeit nicht bekannt. Auch die bisherigen Erkenntnisse über die Brutbiologie dieser Vögel sind eher spärlich. Man weiß momentan, dass es keine festen Brutzeiten gibt und das Gelege aus zwei bis drei Eiern besteht.
Untersuchungen zum Status des Goffinkakadus in den vergangenen Jahren haben ergeben, dass die Population momentan noch als stabil gelten kann, da sie die durch illegalen Handel sowie natürlichen Todesfalle entstehenden Verluste kompensieren. Als besonders problematisch könnten sich in Zukunft die Bemühungen der Holz exportierenden Firmen auswirken, die fordern, großflächige Waldgebiete auf dieser Inselregion für den Holzeinschlag freizugeben. Eine derart große Lebensraumzerstörung könnte sich dramatisch auf die noch existierenden Bestände des Goffinkakadus auswirken. Der derzeitige Status des Goffinkakadus hat diesen auf Anhang l des Washingtoner Artenschutzübereinkommens gesetzt.
Haltung
Um an dieser Stelle über die Größe der Unterkunft für ein Paar Goffinkakadus zu philosophieren verbietet sich, da eine Voliere dafür nicht groß genug sein kann. Wichtig ist, dass die geforderten Mindestmaße einer jeden Landesregierung für die Haltung dieser Kakaduart eingehalten werden sollen. Nach dem „Gutachten über die Mindestanforderungen an die Haltung von Papageien“, herausgegeben vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten im Jahr 1995, muss eine Außenvoliere für Vögel dieser Größe mindestens zwei Meter lang, ein Meter breit und ein Meter hoch sein. Die Grundfläche des angrenzenden Schutzraumes darf einen Quadratmeter nicht unterschreiten.. Nach meiner Meinung sollten die Unterkünfte mindestens sechs Meter Länge, zwei Meter Breite und zwei Meter Höhe groß sein.. Daran müsste sich noch ein Schutzhaus von zwei Meter Breite, 2 Meter Breite und 2Meter Höhe anschließen.
Bei der Unterbringung von Goffinkakadus ist das stark ausgeprägte Nagebedürfnis dieser Kakadus zu beachten. Ein zu schwaches Drahtgeflecht kann zu erfolgreichen Fluchtversuchen der Vögel führen. Holzteile in der Volierenkonstruktion sollten bei einer Voliere keine Verwendung finden. Alles wird wahrscheinlich binnen kürzester Zeit von diesen Kakadus zerstört. Aus diesem Grunde ist auch die massive Bauweise des Schutzraumes erforderlich.
Goffinkakadus sind gewandte Kletterer. Sie bewegen sich auf waagerecht angebrachten Sitzstangen sehr schnell laufend fort. Kletterbäume werden sehr gern benutzt und sollten in jeder Voliere zur Standardausrüstung gehören. Da Goffinkakadus auch in Menschenobhut zu unterschiedlichen Zeiten des Jahres in Brutstimmung und somit zur Fortpflanzung schreiten können, sollte die Nistmöglichkeit im Innenraum angebracht werden. Hier sollen das gesamte Kalenderjahr über die besten klimatischen Bedingungen vorherrschen, und eine erfolgreiche Nachzucht kann unter guten Bedingungen sogar in den Wintermonaten erfolgen. Eine zusätzliche Beheizung des Schutzraumes sollte auf jeden Fall in Erwägung gezogen werden. Kommen die Kakadus in dieser Zeit nicht in Brutstimmung, kann auf eine Heizung unter normalen Umständen durchaus verzichtet werden. Bei strengen Frösten sollte die Möglichkeit einer künstlichen Erwärmung des Innenraumes dennoch immer bestehen.
Ernährung
Neben einer großzügigen Unterbringung spielt die richtige Ernährung der Goffinkakadus eine wichtige Rolle. Die Fütterung sollte gerade bei den verschiedenen Kakaduarten nicht nur der Lebenserhaltung dienen, sondern auch zur Beschäftigung beitragen. Sind in Menschenobhut befindliche Vögel lange Zeit des Tages mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt, neigen sie nicht zum Federrupfen. Natürlich sollten weitere Beschäftigungsmethoden Abwechslung in das alltägliche Leben in Gefangenschaft bieten.
Das Grundfutter setzt sich aus einem Körnergemisch, Obst, Gemüse und Grünpflanzen zusammen. Die Saatenmischung besteht vornehmlich aus Nüssen, Hirse, Glanz, Hafer, Mais, Weizen, Sonnenblumenkernen, Kardisaat, Buchweizen, Kürbiskernen und Zirbelnüssen. Kolbenhirse findet oftmals Beachtung bei diesen Kakadus. Die Sämereien sollten natürlich auch vor und während der Fortpflanzungszeit im gequollenen und angekeimten Zustand angeboten werden.
Einige Goffinkakadus lassen die Erfahrung machen, dass sie im Grunde alles angebotene Obst und Gemüse bereitwillig annehmen. Grundsätzlich sollte den Tieren alle jahreszeitlich zur Verfügung stehenden Früchte und Gemüsesorten in täglich mindesten vier verschiedenen Teilen bereitgestellt werden. Man wird dann sehr schnell herausfinden, welche Sorten bevorzugt werden. Genauso verhält es sich mit den Grünpflanzen. Angebote aus dem eigenen Garten sollten dabei genauso Beachtung finden wie die verschiedenen Pflanzenbestandteile aus der heimischen Natur. Manche Goffinkakadus zeigen eine Vorliebe für Mangold, Sellerie, Löwenzahn, Vogelmiere und halbreife Samenstände verschiedener Unkräuter beziehungsweise Grassamen.
Da Goffinkakadus zu den starken Nagern zählen, sollte diesen Tieren ständig frische Zweige gereicht werden. Obstbaum- und Weidenzweige sind besonders beliebt, Kieferzweige wecken ein sehr großes Interesse bei diesen Kakadus. Zweige bieten den Goffinkakadus eine gute Beschäftigungsmöglichkeit und dienen nebenbei als Lieferant von Mineralien und Spurenelementen.
Vor und während der Zuchtperiode sollte ein zusätzliches Aufzuchtfutter nicht fehlen. Dieses wird von einigen Firmen als Fertigprodukt hergestellt und muss vor der Verabreichung lediglich etwas angefeuchtet werden. Zu diesem Zweck bieten sich besonders geraspelte Karotten an, die in einer solchen Menge dem Aufzuchtfutter beigegeben wird, dass die ganze Mischung eine feuchtkrümelige Konsistenz erhält. Wichtig für die Gesunderhaltung sind auch tierische Eiweiße. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Goffinkakadus über entspre¬chenden Eiweißquellen zu versorgen: rohe und abgekochte Hähnchenknochen, Quark, Joghurt, gemahlenes Katzen- oder Hundetrockenfutter und natürlich das altbekannte hart gekochte Ei. Kalkstein, Vogelgrit und Sepiaschale sollte den Kakadus ständig zur Verfügung stehen. Die zusätzliche Gabe eines Multivitaminpräparats kann ein- bis zweimal pro Woche erfolgen und schadet den Tieren in geringer Dosierung keinesfalls.
Fortpflanzung
Dieser Kakadu zählt nicht unbedingt zu den leicht züchtbaren Arten. Erst 1974 gelang in den Niederlanden die Welterstzucht. Geschlechtsreife Vögel sind in einer Voliere allein unterzubringen. Gut harmonierende Paare beginnen bald, sich für die bereitgestellte Nisthöhle zu interessieren. Die Nagetätigkeit der Vögel nimmt besonders vor der Brutzeit deutlich zu. Oft können jetzt Kopulationen beobachtet werden, die manchmal mehrmals täglich stattfinden. Obwohl manche Paare den Anschein eines harmonischen Zusammenlebens machen, sollte man das Verhalten der Männchen niemals aus den Augen verlieren. Manchmal kommt es zu Aggressionen des männlichen Partners gegenüber seinem Weibchen. Manchmal enden sie mit schweren Verletzungen oder sogar Todesfällen. Eventuell kann die Aggressivität des Männchens etwas eingedämmt werden, indem in den benachbarten Volieren ebenfalls Goffinkakadus oder zumindest Vertreter anderer weißer Kakaduarten untergebracht werden. Hierdurch wird der Goffinkakaduhahn abgelenkt und kann seine Aggressionen gegenüber den anderen männlichen Kakadus ausleben. Eine doppelte Drahtbespannung ist dabei zwingend notwendig.
Bei einem reibungslosen Verlauf werden bald zwei bis vier Eier in die 25 Zentimeter im Durchmesser und etwa 40 Zentimeter in der Höhe messenden Nisthöhle gelegt. Als Gelegeunterlage dient eine fest eingestampfte Schicht feiner Hobelspäne, die oft von den Kakadus mit ihren Schnäbeln weiter zerkleinert wird. Männchen und Weibchen lösen sich bei der Bebrütung des Geleges ab. Nach einer Brutdauer von 28 Tagen kann mit dem ersten Jungvogel gerechnet werden. Junge Goffinkakadus nehmen über die Eltern mit zunehmendem Alter sehr viel Futter zu sich. Es sollte in der Wachstumsphase also immer genügend Nahrung bereitgestellt werden. Nach ungefähr 70 Tagen wird der erste Jungvogel interessiert aus dem Schlupfloch der Höhle blicken. Es dauert dann nicht mehr lange, bis die jungen „Goffinis“ außerhalb der Nisthöhle angetroffen werden. Von nun an müssen noch weitere drei bis vier Wochen vergehen, bis die Jungen als selbstständig bezeichnet werden können. Sie betteln zwar nach dieser Zeit ihre Eltern um Futter an, werden in diesen Bemühungen allerdings zunehmend erfolgloser.
Autor Jörg Asmus
Für Vogelfreunde gelesen in der GB Nr. 7/2005
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