Pap Timneh Graupapagei
Oscar Teil 1
Hallo liebe Leserinnen und Leser! Ich bin Oscar, ein Timneh-Graupapagei. Mit meinen 8 Monaten bin ich ganz schön pfiffig und frech, aber meine Eltern wollten ja Nachwuchs und den haben sie jetzt. Aber bis zu dem Tag am dem ich schlüpfen durfte, musste erst einmal Einiges passieren, und das war so: Da waren also meine Mama und mein Papa, die sich ganz doll lieb hatten. Von Menschen bei denen sie lebten, wurde eine seltsame Holzkiste mit einer großen, runden öffnung in den Käfig gehangen. Ich glaube, meine Mama hatte es irgendwie im Gefühl, was es mit der Kiste auf sich hatte. Sie knabberte daran, kletterte ständig darauf herum und schlief vom ersten Tag an darin. Mein Daddy machte zwei Tage später auch mit. Dann änderte sich das Verhalten meiner Eltern schlagartig. Mein Papi kraulte meiner Mami ständig den Nacken und fütterte sie. Beide waren sehr damit beschäftigt, den Nistkasten mit Rinde und anderem Brutmaterial vollzustopfen. Zugleich „tanzte“ mein Vater ständig um meine Mama herum. – Was das bloß sollte? Die Menschen sagten, mein Dad hätte meine Mum getreten. Hat er gar nicht, denn Mama hat ihn immer noch lieb. Warum sagen die Menschen so etwas?Er hat doch nur auf Mama gehockt und so komische, seitliche Bewegungen gemacht, so dass er fast von ihr herunter fiel. Ich glaube er meinte eine Katze zu sein, denn er hat „miaut“ – Komisch…Von diesem Tag an saß Mutter in dem Holzkasten, und ließ sich von Papa verwöhnen. Er fütterte und kraulte sie. Ständig leistete er ihr Gesellschaft, denn er war der pure Romantiker.Plötzlich geschah es! Mama legte etwas sehr merkwürdiges in die Kiste. Ich weiß bis heute noch nicht, wo das herkam. Es war einfach da und sah lustig aus. Weiß, oval und verkalk.Ich kann´s Euch sagen…, es war ein Ei, was meine Mama da in die Brutstätte legte. – Und ich war mittendrin! Mollig warm war es darin, und Platz hatte ich auch! Ganze 39mm x 28,5mm hatte ich für mich ganz alleine. Ich war ja auch nicht größer als ein Stecknadelkopf.Zwei Tage später legte Mutti noch ein Ei, das sie zu mir mit unter ihre Federn legte. Sie brütete und brütete, Tag für Tag, Woche für Woche, und allmählich wurde es mächtig eng in dieser Schale. Ich konnte mich kaum noch bewegen; in 29 Tagen bin ich ganz schön groß geworden. Ich wollte aus dieser beengenden Schale heraus, und beschloss sie am nächsten Tag aufzupicken. Puh, das war harte Arbeit. Von Innen rundherum alles aufzuklopfen und dann mit dem Kopf die Schale hoch zu drücken… das habe ich mir einfacher vorgestellt. Nun lag ich da. Ich hatte Platz und mir war immer noch warm, denn Mami saß auf mir. Plötzlich aber erhob sie sich, und mir wurde ganz kalt. Leider konnte ich sie noch nicht sehen, denn meine Augen waren noch verschlossen. Aber ich hörte und roch sie. Irgendwie fühlte ich mich nackt, aber ich glaube, das war auch so. Meine Haut war dunkelrosa und ich hatte ein gelbliches Daunenkleid. Meine Füße und mein Schnabel waren hell, und ich konnte meinen Kopf nicht bewegen. Vater hatte Mutter schon wieder gefüttert, und auf einmal nahm sie mich mit ihrem Schnabel und drehte mich auf den Rücken. War das die Strafe für mein lautes „Miauen“? Ich hatte doch Hunger. Mama machte plötzlich so lustige Bewegungen mit ihrem Kopf, und es kam ein schleimiges Zeug aus ihrem Schnabel. Es sah aus wie Babybrei. Sie würgte es mir in den Hals, und ich muss sagen: “Es war richtig lecker.“ Ich gewöhnte mich schnell daran und ließ mich richtig von Mutti verwöhnen. Wer bekommt schon seine Mahlzeiten vorgekaut und in Rückenlage serviert? Ich musste mich nicht einmal bewegen. – Klasse. Vor allen Dingen konnte ich es richtig genießen, denn ich war ein Einzelkind. Aus dem anderen Ei ist niemand geschlüpft, also brauchte ich auch nicht zu teilen. Nach 13 Tagen öffnete ich schließlich meine Augen. Es war zwar sehr hell, aber super interessant. Nach mehr als zwölf Wochen war es mit der Ruhe vorbei. Mama und Papa schubsten mich einfach aus meiner Höhle, und ich fiel erst einmal unsanft auf den Käfigboden. Aua, das tat weh, aber es war noch viel, viel interessanter als ich es mir gedacht hatte. Da waren zwei Menschen, die mich behutsam hoch hebten und sich sehr freuten. Ich weiß zwar nicht warum, aber ich hatte ein schönes Gefühl, denn sie waren sehr lieb zu mir, und setzten mich wieder zurück in den Nistkasten. Tja, da hockte ich nun wieder… aber ich wollte doch raus! Ich kletterte einfach hinaus. Puh, das war ganz schön schwierig sich mit den Füßen und dem Schnabel am Gitter festzuhalten, aber es funktionierte. Ich wurde noch ein paar Wochen von meinen Eltern gefüttert, bis ich selbständig war.Eines Tages geschah es:Ich wurde aus meinem Käfig von Mama und Papa weggenommen und in eine Transportbox gesetzt. Erst in meiner neuen Heimat wurde ich wieder herausgeholt. Von einer jungen Frau, die mir auf Anhieb gefiel. Es war alles so aufregend!Zwei Vierbeiner liefen dort rum, die immer laut bellten, wenn es an der Tür läutete. Ein kleiner Mensch war auch da. Das Mädchen rief immer: „Mama“ zu der jungen Frau, so dass ich auch bald dachte, sie wäre meine Mama. Leckereien und Streicheleinheiten bekam ich auch ständig von ihr. Sie war so lieb zu mir, dass ich mich in meine „neue Mama“ verliebte. Ich musste immer bei ihr sein, ihr auf Schritt und Tritt folgen, damit ich mich verwöhnen lassen konnte. Neulich erzählte sie mir von einer großen, internationalen Vogelausstellung mit Börse und Kreativmarkt. Sie sagte, es müssten noch einige Dinge dafür getan werden, denn die Aa-See-Halle in Bocholt soll ja auch am 10. und 11. November 2001 gemütlich sein. Für Mensch und Tier! Sie meinte, es wären wieder viele Aus- und Schausteller dort, wie im letzten Jahr. Auch eine umfangreiche Tombola mit tollen Gewinnen gibt es wieder, und die große Kaffee- und Kuchentheke rundet die Ausstellung prima ab. Ich bin ja mal gespannt. Vielleicht sehen wir uns ja dort!?! Bis bald, Euer Oscar PS: Während der Entstehung dieser Geschichte saß ich natürlich bei Mama Jenny auf der Schulter Text: Jennifer Heidelmann |
Oscar Teil 2
Hallo !! Ich bin’s wieder, Euer Oscar. Viel ist passiert…………….. Leider konnte ich die Vogelausstellung nicht besuchen, denn mir ging es gar nicht gut. Meine Mama hatte einen anderen Papagei in Pflege, der genauso aussah wie ich. Aber er war viel größer und sein Schwanz war kräftig rot. Mama hatte ihn in einem anderen Käfig, der mir gegenüber stand. Eigentlich sah das Pflegekind ganz nett aus, aber als Jenny eines morgens nicht zu hause war, öffnete der neue seinen Käfig, kam zu mir rübergeflogen und biß mir – durch die Gitterstäbe – in die Füße! Das waren Schmerzen!! Ich hatte richtig Angst, aber ich konnte nichts machen. Er ließ mich einfach nicht los. Ich in meinem Käfig, er außen mit meinem Fuß im Schnabel…………… Ich hatte solche Angst!!! Mama scheuchte den Vogel von mir, sperrte ihn ein und kam dann sofort zu mir. Mein ganzer Körper zitterte und Mama versuchte mich zu beruhigen. Es war alles voller Blut! Ich weiß nicht wieso der andere Papagei das getan hat. War er etwa Eifersüchtig ? Schließlich verarztete Jenny mich notgemäß. Sie sprühte mir ein Pflaster auf meine Füße. Das brannte zwar etwas, aber die Blutung stoppte sofort. Dann fuhren wir zum Tierarzt nach Werth. Der untersuchte mich gründlich und stellte fest, daß mein Knochen am Bein platt gedrückt und gebrochen war. Durch das plattgedrückte konnte er mein Bein nicht schienen. Es musste von alleine wieder zusammen wachsen. Auch mein Zeh könnte abfallen, sagte er, aber das müsse man abwarten. Wir fuhren also wieder nach hause und Jenny brachte mich zurück an meinen Platz. Voller Angst sah ich mich um. Der eifersüchtige Vogel war nicht mehr da. So ein Glück!! Trotzdem – ich war am Ende…………….. Meine Mama spielte mir jeden Tag eine Kassette vor, die sie vor Monaten mal mit mir aufgenommen hatte. Sie war von vorne bis hinten mit meinem Geplapper bespielt. Durch diese Kassette und die Fürsorge meiner Mama war ich in wenigen Wochen wieder der Alte! Auch den anderen Papagei in meinem Spiegel konnte ich ertragen. Das war lustig, denn er machte mir alles nach – zeitgleich! – Hihihi Mein Bein wuchs auch wieder zusammen, aber meinen Zeh habe ich verloren. Macht aber nichts, denn ich komme sehr gut damit zurecht. Jenny hat sich ehrlich prima um mich gekümmert. Ich glaube es war etwas zu viel des Guten, denn wenn sie nicht zu hause war konnte ich nichts essen. Sie fehlte mir dann so sehr! Als Mama das bemerkte, machte sie sich wieder so viele Sorgen und Gedanken um mich. Das muß sie doch gar nicht. Ich fühlte mich eben „nur“ einsam, wenn sie nicht zu hause war. Ich bin halt dann allein……….und der Vogel im Spiegel antwortet mir auch nicht, wenn ich ihm etwas erzählte. Der ist doof!!! Mama verbrachte viel Zeit an diesem Ding wo man so komische Tasten drücken muß, und dann sogar mit jemanden sprechen kann. Ein paar Tage später kamen Leute zu uns und unterhielten sich lange mit Jenny. Der Mann ging dann raus und kam kurze zeit später mit einem Käfig zurück. Ihr werdet es nicht glauben, aber es saß ein Vogel darin der genauso aussah wie ich. Fast genauso, denn ich fand daß er sehr nackt am Bauch war. Ich wusste nicht warum er so kahl war, aber es sah echt schlimm aus. Wir hielten den ganzen Abend Blickkontakt. Am nächsten morgen wurden wir gefüttert und Jenny öffnete unsere Käfige. Sie sprach den Papageien mit „KOKO“ an. Nach kurzer Zeit saß Koko auch schon auf meinem Käfig. Wir betrachteten uns mit Abstand. Ich glaube er hatte auch Angst, so wie ich. Ganz schnell wurden wir dicke Freunde. Ich finde es toll, daß koko bei mir ist, denn jetzt kann ich auch wieder essen, wenn Mama nicht zu hause ist. Kokos Bauchfedern wachsen auch wieder nach. Er war bestimmt auch einsam, so wie ich?! Es ist schön!! Ich habe einen Freund gefunden! Nun sind wir zu zweit und keiner ist allein!!!! Text: Jennifer Heidelmann |