Positur Belgische Bult
Auch belgische Bult Kanarie genannt, gehört zu den Positur Vögeln, deren besonderes Augenmerk im Standart die gebogene Haltung ist. Diese Rasse ist zwischen 1700 und 1750 in Belgien entstanden. Vor allem in den Städten Gent, Antwerpen und Brügge wurde diese Vogelrasse gezüchtet. In England ist er bis heute verschiedentlich unter dem Namen „Belgian Bird“ bekannt. Der „große Gentse Vogel“, wie auch genannt wurde, hatte damals noch nicht viel mit dem heutigen Standart zu tun, wohl aber der große Körper und die gebogene Haltung, waren seine Markenzeichen. Lange Zeit wurde durch nicht ausreichende Kenntnis der Rasse, gebraucht „weniger gute Qualität der Elterntiere, zu nahe Verwandtschaft in den Linien“, bis es zum heutigen Standart kam.
Der Name ist etwas irreführend, denn „Bult“ bedeutet wohl, dass der Vogel einen Rundrücken, Buckel hat, dieses ist falsch. Auch andere Vogelrassen haben kein deformiertes Rückrat, es ist eben eine besondere Haltung, die diese Tiere zeigen.
Typische Kennzeichen der Bossu Begie sind der lange Hals, der lange Schwanz, die hohen Schultern und die fast rechtwinklige Haltung, sowie die leicht gebogenen Beine. Ein Vogel, der diese Eigenschaften in sich trägt, sollte im Sitzen die typische Form der belgischen Bult annehmen.
Wer beabsichtigt, diese Rasse zu züchten, sollte genaue Kenntnis über die Zusammensetzung der Elterntiere besitzen, auch was die Vererbungsfaktoren bzgl. Schimmel und Intensiv angeht ist es wohl nur den erfahrenen Züchtern vorbehalten, sich dieser Vögel anzunehmen. Nicht nur die Beobachtung der Vögel, sondern eine genaue Buchführung über Zuchtergebnisse und Erfolge auf den verschiedenen Ausstellungen sind zu dokumentieren, um für die Zukunft die Ergebnisse näher an den Standart heranzuführen.
Die Haltung ist mit der anderer Kanarienrassen vergleichbar. Die Möglichkeit der Sonnenbestrahlung, ausreichende Bademöglichkeiten und Temperaturen nicht unter 10° Grad Celsius, lassen neben frischer Luft und einer sehr guten Ernährung die Zuchterfolge ansteigen. Außerdem müssen die Vögel vor der ersten Jungenaufzucht selbst mindestens ein Jahr alt sein, besser ist es, eine überjährige Henne mit einem jungen Hahn zu verpaaren, denn die Befruchtungsrate steigt durch diese Kombination deutlich an. Vögel dieser Rasse sind, wie viele andere auch, bereits nach etwa 9 Monaten in der Lage große Gelege von bis zu 9 Eiern zu produzieren, jedoch sind meist nur wenige der Eier befruchtet. Außerdem brauchen die Jungen Elterntiere länger um die Kleinen zu ausgewachsenen Bossu Belgie aufzuziehen.
Ein besonderes Futter haben diese Kanarien nicht nötig, jedoch empfiehlt es sich, nicht an gutem Keim- und Eifutter, Mineralien und Vitaminen, Magenkiesel Gemüse und Früchten zu sparen. Eine ausgewogene Versorgung ist wie bei anderen Lebewesen die Voraussetzung für ein erfolgreiches, gesundes Leben.
Die Größe der Absetzboxen für Jungtiere sollte etwa 1m lang, 50 hoch und 50cm tief sein. Verschieden starke Sitzstangen sind selbstverständlich und sollten etwa 30cm auseinander angebracht sein, damit die Jungvögel stets fliegen müssen, um auf eine andere Sitzgelegenheit zu gelangen. Nach ca. drei weiteren Wochen wird ein Ausstellungskäfig angebracht, damit sich die Vögel daran gewöhnen. Nach dem Eingewöhnen wird dann der Käfig samt Vogel zu unterschiedlichen Stellen gebracht, um ängsten auf Ausstellungen vorzubeugen. Die Tiere sollen jedoch immer wieder in ihre angestammten Boxen zurückgebracht werden, um sich frei bewegen zu können. Dieses Training ist gerade für diese Rasse von besonderer Bedeutung, kann doch die Haltung genauestens beobachtet werden und eine frühzeitige Selektierung erfolgen. Nur wenn die Tiere eine korrekte Haltung annehmen, kann der Beobachter erkennen, ob die Beine Steif und ungebogen, der Schwanz die Verlängerung des Körpers hat, die Flügel gut am Körper anliegen und der Gesamteindruck gut ist.
Text: Rolf Kamperschroer