Positur Japan Hoso

 

Historie
In der Zeit nach dem ersten Weltkrieg wurden Belgische Bult und Scotch Kanarien in größeren Mengen in Japan eingeführt. In Berichten aus den Jahren ist zu lesen, dass durch Kreuzungen der beiden Rassen in der Nähe von Tokio die ersten Vögel der neuen Rasse Japan Hoso geboren wurden. Es wurden zwei Zuchtrichtungen eingeschlagen, die glattbefiederten Japan Hoso und die frisierten sogenannten Makigen.
In dieser Zucht in Tokio war ein Herr Nakamura wohl federführend. Er führte auch die erste Ausstellung für diese neue Rasse durch und gründete einen Verein, der sich besonders um die ersten Standards für die neue Rasse einsetzte. In den Jahren war es in Japan üblich, nicht den eigenen Namen für neue Rassen zu nehmen. Er selbst hatte den Züchternamen Hosei und so nannte er die Tiere kurzerhand Hoso. So wurde in Europa schnell der Name Japan Hoso gebräuchlich. Bei der National Cage Bird Show 1960 in London wurden erstmals gelb intensive Hähne auf einer Ausstellung gezeigt und bewertet. Hermann Heinzel, ein deutscher Vogelzeichner bildete die Vögel erstmals ab. In Belgien wurde eine Anzahl dieser Rasse im Jahre 1963 bei einem Händler entdeckt und von den Herren Beerickx und Werry zur Zucht gekauft. Werry züchtete sehr erfolgreich und stellte die ersten Standards für Japan Hoso auf. Im Anschluß daran wurden viele Züchter auf die „Neue“ aufmerksam und ein wahrer züchterischer Boom setzte ein.

Beschreibung
Der Japan Hoso gehört zu den kleinen Positurkanarien. Die Größe beträgt maximal 11,5 cm. Er soll Bananenförmig gebogen sein. Beim Sitzen auf der Stange soll sich sowohl der Kopf als auch der Schwanz an der gleichen Seite der Sitzgelegenheit befinden. Dabei sollen die Beine leicht gebogen sein. Die Kopfform ist klein, und fein, fast oval und schmal. Der Hals ist lang und geht über in hohe Schultern. Die Schultern sind ebenso schal und abgerundet. Die Flügel sollen eng am runden Rücken anliegen. Der Körper ist leicht Zylinderförmig, und der Schwanz ist schmal. Die Befiederung ist glatt und kurz.

Bewertungsschema
International wird der Japan Hoso nach folgenden Kriterien bewertet:
– Haltung 30 Punkte Schulter und Rücken 15 Punkte
– Form 25 Punkte Größe 10 Punkte
– Kondition 5 Punkte Kopf und Hals 10 Punkte

Schluß
Der Japan Hoso wird in Deutschland in einer Großen Zahl gezüchtet und erfreut sich großer Beliebtheit.

 

35 Jahre Vogelzucht – Erinnerungen von Ludwig Schulte, Mitglied der Vogelliebhaber Bocholt und Umgebung e.V.

Im Alter von 20 Jahren besorgte ich mir meine ersten Vögel. Es war im Jahr 1966. Zunächst kaufte ich mir Volierenvögel, die in einer ungeheizten Voliere, versehen mit einem Nachtstall, untergebracht waren.

PositurkanarienDa ich nahe der holländischen Grenze, in Rhede bei Bocholt, beheimatet bin, fuhr ich des öfteren nach Holland, um bei Züchtern und Händlern Vögel zu erwerben. Die Mentalität dieser Leute war, was Vogelzucht anbelangt, einmalig. Ich hatte den Eindruck, diese Züchter hatten uns Einiges voraus. Beeindruckt war ich, wie primitiv und einfach, ohne großen Aufwand, diese Liebhaber ihre Vögel untergebracht hatten und auch züchteten.

Aus Unkenntnis und Unerfahrenheit kaufte ich alles an Vögel, welche bunt und schön aussahen. Doch der nächste Winter kam bestimmt. Schon im ersten Jahr musste ich größere Verluste hinnehmen, was mich dazu veranlasste, im nächsten Jahr winterharte Vögel anzuschaffen, die Minusgrade ertragen konnten. So kam ich an heimische Waldvögel. Durch meinen Onkel Werner Schulte, seinerzeit bekannt durch Farbkanarienmutationen und Neuzüchtungen erhielt ich wohl einen Vogelvirus, den ich bis heute nicht abgelegt habe. Ich besorgte mir Kanarienvögel und wurde Mitglied eines Vogelschutz- und Kanarienzuchtvereins.

Bereits im ersten Ausstellungsjahr wurde ich Vereinsmeister mit einer Kanarienkollektion rot-isabell. Im Folgejahr Verbandssieger im Landesverband 28, mit einem Hänflingmischling, darauf wieder Vereinssieger.

Im April 1972 schloss ich mich dem Verein „Vogelliebhaber Bocholt und Umgebung“ an, der unlängst gegründet war.

Ich merkte schnell, dass ich hier gut aufgehoben war. Die überwiegende Anzahl der Mitglieder züchtete Kanarien. Auch waren einige Gross- und Wellensittichzüchter im Verein. Heute ist die Situation umgekehrt. Nur wenige Mitglieder züchten leider noch Kanarien. Durch gute Beziehungen der Vereinsmitglieder nach Holland, Belgien und England, kam ich schnell in den Besitz erstklassiger Zuchtvögel.

Nach reiflicher überlegung welche Positurrasse mir zusagte, kam ich an den Border-Fancy. Diese Rasse war zu dieser Zeit in Deutschland noch nicht sehr stark vertreten, von guten Typvögeln ganz zu schweigen. Bereits im Zuchtjahr 1973 bei der deutschen Meisterschaft, in der schönen Schwarzwaldstadt Trossingen, wurde ich mit einer Borderkollektion deutscher Meister.

Von nun an ging es bergauf!

Auf den nächsten DKB-Meisterschaften erzielte ich mehrere Titel, welche mir den Kosenamen „Border-Ludwig“ einbrachten. Plötzlich war ich in aller Munde. Mehrfach wurde in der Fachpresse über meine Vögel berichtet. Auch auf AZ-Bundesschauen wurden viele erste Preise errungen.

PositurkanarienDoch dann wollte ich etwas anderes. Ich sah mich nach einer anderen Positur Kanarienrasse um. Ein Grund hierfür war, dass gescheckte Border in Deutschland plötzlich nicht mehr dem Standart entsprachen. Sie wurden von den Bewertungen ausgeschlossen. Diese Bestimmung ist in späteren Jahren erfreulicherweise wieder rückgängig gemacht worden. Bei Besuchen von Vogelzüchtern in Antwerpen (Belgien) hörte ich von einer neuen Rasse, die bei uns so gut wie unbekannt war. In Japan wurde diese jedoch schon im Jahre 1928 gezüchtet. Hier und da versuchte man auch bei uns diese Rasse zu züchten und auszustellen. Meist waren es jedoch schlechte Scotch-Fancy oder deren Kreuzungen. Gutes Zuchtmaterial gab es in Deutschland und Europa bisher nicht. Durch Zufall hörte ich von einem Vogelimport aus Japan, der nach Antwerpen ging. Hierbei waren unbeabsichtigt Japan-Hoso mit nach Belgien gekommen. Hiervon erhielt ich einige Vögel. Dieses war die Geburtsstunde der Japan-Hoso Rasse in Deutschland. Einer der ersten Entdecker und Förderer dieser Rasse war Zuchtfreund Werry aus Antwerpen, den ich bereits mehrfach besucht hatte. Von ihm erwarb ich meine nächsten Japan-Hoso. Zusammen hatte ich ca. fünf Paare. Die Nachzucht war anzahlmäßig zufriedenstellend, qualitativ befriedigend. Die Vögel waren anfangs noch zu groß.

Auf der folgenden Positurkanarienschau in Antwerpen erzielten meine Vögel den ersten Platz. Dieses war umso erfreulicher, da schon mehrere belgische Züchter Japan-Hoso ausstellten. Diese Ausstellung war die größte europäische Positurkanarienschau, worauf die Ausrichter sehr stolz waren und heute noch sind. Insgeheim und intern gilt diese Ausstellung als Europameisterschaft!

In den nächsten Jahren errangen meine Vögel auf COM-Weltmeisterschaften mehrere Bronzemedaillen und auch Silberne. In Piacenca (Italien) wurde ich mit Japan-Hoso Weltmeister. Nachweislich erzielten mindestens acht Züchter mit meinen Nachzuchten Border und Japan-Hoso Deutsche Meistertitel und Platzierungen auf Weltmeisterschaften.

Noch vor einigen Jahren schrieb der bekannte und weltweit anerkannte Ornithologe und COE-Preisrichter Klaus Speicher in der Fachpresse über meine Japan-Hoso:

Diese Vögel waren der Ursprung dieser Rasse in Deutschland!

Aus beruflichen Gründen wurde es dann ruhiger um meine Vogelzucht.

Seitdem es jetzt meine Freizeit erlaubt, wieder intensiver Kanarienvögel zu züchten, habe ich mich auf Fife-Fancy und Border-Fancy festgelegt. (Fancy heißt soviel wie Liebhaberei)

Nachstehen wissenswertes über beide Rassen:
Bei den Bordern und Fife handelt es sich um Formenkanarien, deren Ursprung in Grossbritanien bzw. Schottland liegt. Beide Rassen sind sehr ähnlich und unterscheiden sich hauptsächlich in ihrer unterschiedlichen Größe.

Wesentliches Rassenmerkmal sind die Harmonie der überwiegend runden Körperformen.

Eleganz, Keckheit in der Bewegung, seidiges und anliegendes glattes Gefieder bestimmen den guten Rassetyp. Die einzelnen Bewertungskriterien des Bewertungsbogens sind so angelegt, dass die höherwertigen Positionen am Anfang stehen, was im übrigen die Auswertung bei Punktgleichheit erleichtert. Besondere rassenspezifische Merkmale müssen erkannt und positiv gewürdigt, bewertet werden. Z. B. Einschnürung am Hals, voller gut gerundeter Rücken, gute Brust-Bauchlinie, sowie allseitig runder Kopf, aber auch besonders geringe Größe von 11,5cm beim Fife und 14,5 bis 15,5cm beim Border. Zu kleine Border, besonders aber die inzwischen deutlich zu groß gewordenen Border von nahezu 17cm und mehr müssen in der Position Größe mit Punktabzug von ein bis zwei Punkten beurteilt werden.

Bei den Japan-Hoso handelt es sich um eine kleine gebogene glattbefiederte Positurkanarienrasse. Zugelassen sind alle Kanarienfarben einschließlich Schecken.

Haltung:
Die Haltung soll leicht gebogen sein. Sie wird erreicht durch einen etwas nach vorne gestreckten Kopf und einen leicht unter die Sitzstange gezogenen Schwanz.

Form:
Es handelt sich um einen kleinen und schlanken Vogel. Die Flügel sollen anliegen. Die Beine sollen befiederte Schenkel haben.

Schultern und Rücken:
Die Schultern sollen schmal und gut gerundet sein. Zwischen den Schultern soll keine Vertiefung sichtbar sein. Der Rücken soll ebenfalls schmal und gut gerundet sein. Der Schnabel soll klein und nicht zu dick sein. Der Hals soll lang und schmal sein.

Größe:
Die Größe soll elf bis zwölf Zentimeter betragen.

Schwanz:
Der Schwanz soll harmonisch zur Größe des Vogels und schmal mit geringer Einkerbung sein.

Gesamteindruck und Gefieder:
Der Gesamteindruck berücksichtigt nochmals die einzelnen Positionen. Das Gefieder soll glatt, ohne Frisuren und Kahlstellen sein.

 

Japan Hoso
Japan Hoso
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