Erfahrungen in der Haltung von Prinzessin von Wales Sittichen oder auch Blaukappensittich genannt.
so der wissenschaftliche Name, gehört zum Geschecht der Prachtsittiche, zu der drei Arten gehören, der Bergsittich (Polytelis anthopeplus und der Schildsittich, (Polytelis swainsoni) auch Barrabandsittich genannt. Mit seinen schönen Pastellfarben in rosenrot, violett, gelblich grün bis olivgrün ist dieser Sittich ein wahres Juwel in vielen Volieren.
Allgemeines
Der Blaukappensittich wurde etwa 1870 durch den Ornithologen Frederik Waterhouse entdeckt. Er konnte einen Schwarm dieser Tiere im Australischen Binnenland beobachten. Einige dieser hübschen Vögel fand er Tod auf und konnte so eine erste genaue Beschreibung vornehmen. Im Jahre 1883 beschrieb John Gould die Vögel genauer und benannte sie nach der Prinzessin Alexandra von Dänemark. Diese Prinzessin wurde 1844 in Kopenhagen geboren und heiratete Albert Edward, den Prinzen von Wales. Somit wurde aus diesem Vogel der Prinzessin von Wales Sittich ( Polytelis Alandrae).
Verbreitung
Große Gebiete von Mittelaustralien werden von Kleinen Gruppen der äußerst fluggewandten Vögel bewohnt. Sie sind sehr ausdauernde Flieger und legen zur Wasserstelle große Strecken zurück. Durch eine nomadische Lebensweise sind sie als letzte der Prachtsittiche entdeckt worden. Sie sind sehr viel auf dem Boden zu finden, wo sie die Samen von Spinifex und anderen Gräsern aufnehmen. Dass sie viel auf dem Boden sind, kann auch in unseren Volieren beobachtet werden. Er ist daher bei nicht überdachten Gehegen sehr anfällig für Spulwürmer. Es empfiehlt sich deshalb regelmäßig Wurmkuren durchzuführen.
Beschreibung
Als Seeblau kann man den Kopf des Männchens beschreiben, ebenso die Umgebung der Augen. Die Schultern und der Rücken, die Rückseite des Kopfes und der Nacken sind von gelb grüner Farbe. Die Brust, die Kehle und ein Teil der Wangen sind rosenrot. Violett ist die Farbe des Schwanzes. Als leicht gelb grün kann die Farbe des Bauches und die Unterseite der Flügel beschrieben werden. Die ebenfalls gelb grüne Unterseite des Schwanzes wird durch blau grüne Federn nach außen begrenzt. Das äußere Ende des ca. 40 cm langen Schwanzes ist weiß. Die Augen sind etwas orange mit einem roten Ring. Der Schnabel ist rot und die Füße sind braun.
Beim Weibchen ist die blaue Farbe etwas blasser als beim Hahn. Die Schwanzfedern sind kürzer, sie sind innen rot und mit einem schwarzen Saum versehen. Auch die Farbe des Schnabels fällt deutlich weniger intensiv durch den roten Farbschlag auf. Insgesamt sind alle Farben nicht so stark ausgeprägt wie beim Hahn.
Jungvögel gleichen während des ersten Lebensjahres dem Weibchen. Hähne kann man nach der Jugendmauser auch sehr gut an den Spatelfedern erkennen. Die ersten Federn an den Handschwingen weisen an ihrem Ende einen so genannten kleinen Spatel auf, der bei den Weibchen fehlt.
Verhalten
Der Blaukappensittich ist zumeist ein sehr ruhiger Vogel, der Tagsüber viel schläft. Zu Beginn der Haltung machte ich mir große Sorgen, denn kranke Vögel schlafen auch sehr häufig. Nun mit der Zeit wird man eines besseren belehrt. In einer geräumigen Voliere kann der Prinzessin von Wales Sittich gut mit anderen Vögeln gehalten werden. Mit Berg- und Schildsittichen sollte er aber nicht in einer Voliere zusammen gehalten werden. Auf der einen Seite kommt es durchaus zu nicht gewollten Verpaarungen, auf der anderen Seite kann es während der Brutzeit zu extremen Revierkämpfen führen. Polytelis Alexandrae können getrost auch zu mehreren Paaren in einer Voliere gehalten werden, man sollte aber bei der Zusammensetzung der Paare große Vorsicht walten lassen. Möglichst gleichzeitig die Vögel in die neue Umgebung setzen. Der Lockruf der Hähne kann als sehr störend empfunden werden. Der Hahn ist in der Lage über viele Stunden mit einigen kleinen Unterbrechungen seine Stimme hören zu lassen. So sind dann viele Interessierte, die sich mit ihren Nachbarn noch gut verstehen, bestens beraten, auf die Anwesenheit der Prinz of Wales Sittiche in ihren Volieren zu verzichten.
Das Brutgeschäft
Im allgemeinen sind die Weibchen nach einem Jahr geschlechtsreif. Die Männchen hingegen sind fast immer erst im zweiten Jahr zur Jungenaufzucht bereit. In Australien brüten sie überwiegend in den Monaten September bis Januar, aber eine feste Brutzeit gibt es nicht. Sie brüten fast immer dann, wenn infolge einer Regenperiode viele Gräser zu reifen beginnen, damit für die Jungen genügend Futter vorhanden ist. Ihre Nistplätze befinden sich meist in hohen, dicken ausgehöhlten ästen von Eukalyptusbäumen. Die Henne legt zwischen 4 und sechs Eier die sie auch ca. 21 Tage allein bebrütet. Die jungen Vögel fliegen nach etwas mehr als fünf Wochen aus und werden von ihren Eltern noch ca. einen Monat versorgt. Ihr Erwachsenengefieder bekommen die Vögel im Alter von eineinhalb Jahren.
Störungen während des Brutprozesses
Zwei Punkte werden des öfteren genannt wenn es um keine erefolgreiche Jungenaufzucht geht, das ist zum einen:
Die Henne legt Eier, setzt sich aber nicht zum Brüten.
Und zum anderen
Die Henne legt Eier, setzt sich nicht zum Brüten und die Eier im Nistkasten werden beschädigt oder aufgefressen.
Zum zweiten Punkt können hier einige Anmerkungen gemacht werden, der erste Punkt wird wohl unklar bleiben, bzw. mit der Unerfahrenheit der Henne abgetan werden müssen.
Bei einem Züchter dieser herrlichen Vögel konnte durch eine längere Beobachtungsphase festgestellt werden, dass in fast allen Fällen der Hahn die Ursache war. Er pickte die Eier des Geleges an und somit waren sie für Zucht unbrauchbar. Diesem Umstand kann begegnet werden, indem das Einflugloch auf die Größe der Henne zugeschnitten wird, denn fast alle Hennen sind vom Körperbau kleiner als die Hähne. Auch stellte der Züchter fest, das die zuletzt gelegten Eier am häufigsten unbefruchtet waren.
Mutationen
Von den Blaukappensittichen kennen wir inzwischen blaue, gelbe (lutino) und weiße (albino) Farbschläge.
Der erste blaue Prinz of Wales Sittich wird laut mir vorliegender Literatur 1951 gezüchtet von einem Herrn G. Ruddle aus Süd Afrika, der erste lutino Vogel wird Herrn D. Meyer aus Halle im Jahr 1975 zugeschrieben. Wo der erste Albino gezüchtet wurde, konnte ich leider nicht recherchieren.
Alle drei Farbschläge vererben autosomal rezessiv, in diesem Fall auch der sogenannte Ino Factor. Bei anderen Vogelarten wird häufig geschlechtsgebunden vererbt. Im folgenden wird am Beispiel der blauen Variante die wahrscheinliche Vererbung dargestellt.
1.) blau x Wildfarbe = 100% Wildfarbe / blau
2.) Wildfarbe / blau x Wildfarbe = 50% Wildfarbe/ blau und 50% Wildfarbe
3.) Wildfarbe / blau x blau = 50% Wildfarbe / blau und 50% blau
4.) Wildfarbe / blau x Wildfarbe / blau = 50% Wildfarbe / blau, 25% Wildfarbe und 25% blau.
5.) Blau x blau = 100% blau
Eigene Erfahrungen
Anfang des Jahres 2001 konnte ich von einem befreundeten Züchter ein Zuchtpaar bekommen. Die beiden überaus schönen Tiere wurden in einer Voliere von 1m Breite, 4m Länge und 2,30m Höhe untergebracht. Der Vorbesitzer erzählte mir, dass das Zuchtpaar in jedem Jahr zur Brut geschritten sei und im Durchschnitt 4 Junge großgezogen hätten. Er gab mir auch den Nistkasten des Vorjahres mit. Es ist ein sogenannter Ablaufnistkasten. Die Ebene, wo das Gelege liegt, kann nur laufend erreicht werden, die Vögel brauchen nicht zu klettern. Er erzählte mir, dass die Henne dazu neigt aus einer zu großen Höhe auf die Eier zu springen. Dabei sei schon des öfteren ein Ei zu Bruch gegangen. Da es schon ziemlich spät in der Zeit war,(Meine Bergsittiche hatten bereits mit dem Brutgeschäft begonnen) machte ich mir für das Jahr keine allzu großen Hoffnungen. Um so überraschter war ich, dass die Henne sich für den ihr vertrauten Nistkasten interessierte und doch noch zu legen begann. Das Gelege umfaßte 6 weiße Eier, wovon vier befruchtet waren. Den Tretakt habe ich nicht beobachten können, das Pärchen saß immer so unschuldig auf getrennten Naturholzästen, dass ich schon den Eindruck gewonnen hatte, sie könnten sich nicht leiden. Na ja, nicht jeder läßt sich bei all seinen Tätigkeiten von jedem beobachten. Aus den befruchteten Eiern schlüpften nach exakt 22 Tagen die kleinen Prinzessinen und Prinzen. Wie sich später herausstellte waren zwei Geschwisterpaare im Nest. Die erwachsenen Tiere wurden nun so zutraulich, dass sie mir das Futter aus der Hand nahmen und schon beim Zubereiten der Mahlzeiten ungeduldig am Draht saßen. Sie fütterten die Jungen in beispielhafter Weise. Ab und zu dachte ich, dass sie den Jungen zuviel in den Kropf stopfen, aber meine Befürchtungen waren unbegründet. Die kleinen Vögel entwickelten sich rasend schnell zu ansehnlichen Vögeln. (Zwei der Vögel konnten auf der internationalen Vogelausstellung in Bocholt mit je einem „Vorzüglich“ Platz eins und zwei erringen).
Fütterung in der Zeit der Jungenaufzucht:
Die Nahrung wurde angereichert mit Quellfutter, es besteht zu gleichen Teilen aus handelsüblichen Papageienquell- und Taubendiätfuttermischungen. Diese beiden Komponenten werden am Abend in eine Schüssel mit lauwarmen Wasser zum Quellen bei Zimmertemperatur aufgestellt. Am nächsten Tag wird die Mischung wiederum unter warmen Wasser gut ausgewaschen und bis zum nächsten Tag zum Abtropfen abgedunkelt weggestellt. Nach nochmaligem Auswaschen wird dem gequollenen Futter ein Honigpräparat der Firma de Imme untergegeben. Der Honig verhindert das vorzeitige Säuern und verleiht dem Futter einen angenehmen Geschmack. Diese Mischung wird noch angereichert mit Quiko Eifutter für Großsittiche und Papageien, sowie Universel und Früchtepattee. Zweimal in der Woche wird dem Futter noch Knoblauchpulver und einmal ein Vitaminpräparat zugegeben.
In diesem Jahr haben sie im März Ihren Holznistkasten bekommen, den das Weibchen auch sofort inspizierte. Mitte April, als ich zu einer anderen Zeit als gewöhnlich zu den Volieren ging, konnte ich erstmals auch den Tretakt beobachten. Wie zwei ertappte jugendliche stoben sie aber sofort auseinander. Kurze Zeit später konnte ich das Liebesspiel der Zwei jedoch des öfteren wahrnehmen, sie ließen sich auch nicht mehr stören. Die Paarung dauerte aber nie sehr lange, bis es Anfang Mai dann zu einem sehr ausgedehnten Akt kam. Auffallend war, dass die Henne den Hahn immer wieder, entweder durch auffordernde Haltung oder schrille Töne zur Paarung drängte. Sie ließ sich zwar nicht von ihm füttern, aber zum Treten forderte sie ihn immer wieder auf. (Vielleicht hatte er ja Schnabelgeruch). Die Henne legte im Abstand von zwei Tagen sechs Eier, die sie wieder allein bebrütete. Nach 21 Tagen schlüpfte die erste kleine Prinzessin. Weitere fünf folgten im Abstand von zwei Tagen. Nun hatten beide Elterntiere alle Schnäbel voll zu tun. Es war wie im Vorjahr, die Jungen wurden bis kurz vor dem Platzen vollgestopft und die Eltern sind zu dieser Zeit wieder sehr zutraulich. Durch ungünstige Wetterverhältnisse bedingt, hatte ich am Anfang des Jahres ein neues Dach auf die Voliere montieren müssen. Es besteht aus einem hellen Kunststoff, der sowohl die UV Strahlung als auch das Sonnenlicht durchläßt. Als ich am Montag, den 17.Juni 02 am Nachmittag von der Arbeit nach Hause kam, hatte ich ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Es war den ganzen Tag über sehr heiß gewesen, so um die 30° Celsius. Das Dach hatte ein übriges bewirkt, in der Nisthöhle war es um ein vielfaches wärmer geworden und meine Prinzessinen waren der großen Hitze bis auf eine nicht gewachsen. Diese eine konnte ich dadurch retten, indem ich sie unter kaltem Wasser abkühlte, sie vorsichtig abtrocknete und wieder zu den Eltern in die Voliere setzte. Sofort kümmerten sich die beiden Alttiere wieder um den Jungvogel. Arg nach Luft ringend kletterte er langsam den Draht zu einer Sitzstange hoch. Es war schon eine große Anstrengung für en noch nicht flüggen Jungvogel. Das Fliegen erlernte er jedoch innerhalb weniger Tage und nun sitzt er gesund und munter auf der Stange. Noch spät am Abend des Unglückstages wurde ein Kalkgemisch, welches ich bei einem befreundeten Gärtner erhalten habe, auf das Dach gespritzt. Das sollte die Brennglaswirkung verhindern. Am nächsten Tag, die Außentemperaturen waren noch einmal höher geklettert, war die Luft unter dem Dach der Voliere nicht mehr so heiß wie am Vortag und eine Berieselung verhinderte eine weitere Katastrophe.
Fazit
Auch als vermeintlich alter Hase in der Vogelzucht muß man immer wieder mit natürlichen und unnatürlichen Rückschlägen leben. Wenn in der Vergangenheit vielleicht ein solcher Artikel veröffentlicht worden wäre, hätten meine Blaukappensittiche wahrscheinlich ihr Leben nicht nach so kurzer Zeit beenden müssen.
Text: Rolf Kamperschroer