Pracht Schild oder Barrabandsittich

 

Der Schildsittich bildet mit den Prinz of Wales (Polytelis alexandrae) und Bergsittichen (Polytelis anthopeplus) die Gattung der Prachtsittiche.

Verbreitungsgebiet
SchildsittichVerbreitungsgebiet der Prachtsittiche sind sowohl die Steppengebiete Mittelaustraliens, als auch der Südliche Teil des fünften Kontinents. Der überwiegende Lebensraum ist in Waldgebieten in der Nähe von Flußläufen. Die Tiere bilden ganzjährig kleine Gruppen mit bis zu zehn Vögeln. Außerhalb der Brutzeit können manchmal auch größere Schwärme beobachtet werden. Die Brutsaison liegt in den Monaten September bis Dezember. Während dieser Zeit verbringen die Hähne einen Großteil des Tages miteinander. Mehrmals am Tag verlassen sie jedoch die Gruppen um Ihre Hennen zu füttern.

Beschreibung
Das Barrabandmännchen ist von einer glänzenden grünen Farbe, im Nacken scheint es manchmal etwas bläulich durch. Stirn, ein Teil des Halses und die Wangen sind gelb. Auf der Brust, zwischen der gelben Kehle und dem grünen Brustgefieder, befindet sich ein halbmondförmiges rotes Band. Die Außenfahnen der Handschwingen sind blau, die Schwanzunterseite ist schwarz und die Oberseite des Schwanzes ist bläulich grün. Der Schnabel ist orangerot, die Iris gelb und der Augenring sowie die Füße sind grau.
Bei den Hennen fehlen die roten und gelben Farbanteile. Die Wangen und die Kehle sind graugrün. Mit Ausnahme der beiden mittleren haben die Schwanzfedern rosa Spitzen und rosa Außensäume auf den Innenfahnen. Die Schnabelfarbe ist blaß orangerot und die Iris gelb.
Die Jungtiere sind wie die Hennen gefärbt, nur die Iris ist braun, sie färbt sich etwa nach sechs Monaten um. Bei den Männchen sprießen nach etwa zehn Monaten die ersten gelben Federn an den Wangen oder an der Kehle.

Unterbringung
SchildsittichVon einem befreundeten Züchter konnte ich im Herbst ein junges blutsfremdes Paar erwerben. Aus einem Dutzend Vögel durfte ich mir die Tiere aussuchen. Das Pärchen bezog eine Voliere von vier Metern Länge, einem Meter Breite und etwa 2,30 Metern Höhe. An dieses Gehege schloß sich ein Nachtstall von 1 X 1 X 2m an. Nachtstall und Voliere waren mit einer Tür, in die ich eine Einflugklappe eingebaut hatte voneinander getrennt. Im Sommer wird die Tür ausgehangen oder nur geöffnet. Als Bodenbelag wählte ich ein Kiesgemisch mit einer Körnung von bis zu 5mm. Gegen kleine Nager legte ich unter den Sand einen Draht mit einer Maschenweite von 5 x 5 mm. An den beiden Stirnseiten der Voliere hängte ich unterschiedlich starke Sitzstangen in einer Höhe von etwa 1,80m auf. Ein Obstbaumzweig wurde an der Längsseite fast über die gesamte Länge etwas schräg von unten nach oben angebracht, um den Tieren auch die Möglichkeit des Klettern zu bieten. Einen Nistkasten hängte ich Frühjahr auf, er ist etwa (sechseckig) 25cm Durchmesser und einen Meter Hoch. In diesem Brutkasten ist eine Steighilfe aus Drahtgeflecht angebracht. Außerdem ist der Boden als Mulde ausgearbeitet, damit die Eier nicht in den Ecken liegen können und auskühlen. Im ersten Frühjahr ließ ich jedoch den Nistkasten noch geschlossen.

Verhalten
SchildsittichBarrabandsittiche sitzen sehr gern auf dem Boden und nehmen kleine Steinchen auf. Sehr gerne suchen sie auch in angebotenen Rasenstücken nach Fressbarem. Für mich war das ein Grund, nach kurzer Zeit eine Wurmkur durchzuführen, denn der Streß des Umsetzens könnte ein übriges bewirken und eine Wurmlawine auslösen. Ein Präparat Namens Ivomec, welches ich von unserem Vereinsveterinär bekam, wurde im Abstand von vierzehn Tagen in den Nacken der Vögel geträufelt. Das Präparat zieht langsam über die Haut in den Kreislauf und bewirkt so ein gezielt langsames Absterben der evtl. vorhandenen Würmer.
Fast das ganze Jahr über saßen die Beiden getrennt, bevor sich der Winter wieder einstellte konnte ich des öfteren ein Balzgebaren des Männchens beobachten. Schon hatte ich die Befürchtung, dass sie jetzt im Herbst anfangen wollten, mit dem Brutgeschäft zu beginnen. Das Wetter und der jugendliche übermut waren allerdings so unbeständig, dass es bei der kurzen Balz blieb. Der Hahn ließ nun auch immer öfter seine für mich recht angenehme Stimme verlauten.

Zucht
SchildsittichDie Beiden harmonisierten ausgezeichnet gut miteinander und entwickelten sich zu einem prächtigen Paar. Im Frühjahr brillierte der Hahn in den schönsten Farben und balzte das Weibchen immer wieder intensiv an. So ein Balzverhalten hatte ich vorher noch nicht beobachten können: Die Henne, in der Mitte der Sitzstange sitzend, wurde von ihm mit fast aufrecht gestreckter Körperhaltung langsam umflogen. Der Hahn setze sich dann zu ihr auf die Sitzgelegenheit und ging mit leicht ausgebreiteten Flügeln, den Kopf auf und ab schwingend auf sie zu. Ein leichtes Gezwitscher war zu hören, was sie zunächst überhaupt nicht erhören wollte. Sehr energisch wurde er zurückgewiesen. Erst als das Frühjahr weiter ins Land zog durfte er sie auch füttern, auch das Balzverhalten wurde dringender und fordernder. Ab und zu verfolgte nun sie ihn, und ließ Bettelrufe hören, um ihn zum Füttern zu animieren. Ende April konnte ich dann die Kopulation beobachten, nun jagte der Hahn das Weibchen, oftmals sogar recht heftig. Dieses heftige Jagen konnte nun häufiger bei den sonst friedlichen Vögeln festgestellt werden, solange bis die Henne in der Bruthöhle verschwunden war. Der Hahn sitzt dann vor dem Kasten und putzt sich. Etwa eine Woche nach der beobachteten Kopulation wurde bei der Henne der Legebauch sichtbar, sie hielt sich fast ausschließlich im Nistkasten auf. Auf den Boden des Brutkastens hatte ich ungefähr 2cm dick ein Kleintierstreu aufgebracht. Dieses Kleintierstreu wurde von der Henne regelrecht zermahlen. Zehn Tage nach dem Akt kam es zur Ablage vom ersten Ei. Im Abstand von zwei Tagen wurde das Gelege sechs Eier groß. Nachdem das dritte Ei gelegt war, ließ sich das Weibchen nur noch zum Fressen und Entleeren außerhalb des Kastens sehen. Stets war der Hahn in dieser Zeit sehr aufgeregt und versuchte sein Weibchen in die Höhle zurückzutreiben. Etwas später durfte sie nur noch zur Kotablage herauskommen, er fütterte sie im Nistkasten. Eine Kontrolle des Geleges war nun schier unmöglich. Nach vierzehn Tagen bot sich dann doch die Gelegenheit zur Kontrolle, als die Henne zum Entleeren das Nest verlassen hatte. Es waren fünf Eier befruchtet und exakt nach 22 Tagen quälte sich der erste Jungvogel aus dem Ei. Aus allen befruchteten Eiern schlüpften kleine Schildsittiche. Sie waren bereits am nächsten Tag gut zu hören, leise Bettelrufe veranlaßten mich eine Kontrolle durchzuführen. Die Nestlinge entwickelten sich vorzüglich und so konnte ich sie nach 12 Tagen geschlossen Beringen. Die Ringgröße beträgt 6,5 mm. Das Weibchen huderte vierzehn Tage, bevor es sich immer öfters außerhalb des Kastens aufhielt. Die Augen öffneten sich etwa zur gleichen Zeit und das Gefieder begann zu sprießen. Nach vier Wochen hatten die Jungtiere ihr Gefieder fast vollständig. Zwei der Kleinen hatten bereits einen deutlich sichtbaren roten Fleck im Brustgefieder, während die übrigen Jungen einen deutlich grau grün gefärbten Kopf und nur andeutungsweise einen roten Schimmer an der Brust trugen. Nach 45 Tagen flog der erste der Fünferbande aus. Die Jungen waren sehr schreckhaft und unbeholfen. Die Eltern kümmerten sich rührend, jede der Bewegungen wurde aufmerksam verfolgt und bei gelegentlichen Abstürzen waren sie sofort zur Stelle. Einen Größenunterschied gab es fast nicht, lediglich die Gefiederfarbe war ein sichtbares Indiz für den Altersunterschied. Die farbigen Unterschiede der Jungtiere konnte man nur noch bei guten Lichtverhältnissen wahrnehmen. Nach wenigen Tagen untersuchten die Jungen alle möglichen Gegenstände und Futtersorten in der Voliere. Sie wurden noch knapp fünf Wochen von den Eltern versorgt, ehe sie komplett selbständig waren. Meine jungen Schildsittiche ließ ich den ganzen Sommer über bei den Eltern, bevor ich sie für die erste Ausstellung trainierte. Die Eltern machten keine Anstalten zu einer zweiten Brut, sie mauserten in dem Jahr recht früh.

Fütterung
SchildsittichMeine Vögel erhalten eine hochwertige Agaporniden Körnermischung, mit etwa 30 % verschiedener Hirsesorten, 15 % Hafer, Kardi, Milo und Glanz je (10), weiße SBK (Kenia large, besonders süß), Hagebutten Buchweizen und anderen Bestandteilen. Außerdem gibt es fast alles, was im Garten als Gemüse oder Kraut wächst, verschiedene Obstarten (der Favorit ist jedoch ein süßer Apfel) und täglich frisches Wasser.
Zu Beginn der Jungenaufzucht begann ich, einen Teil des Futters zu Quellen. Erst wurde das Großsittichfutter eine Nacht in lauwarmes Wasser gegeben, anschließend gut ausgewaschen und zum Abtropfen in einem Küchensieb, bis zum nächsten Tag abgedunkelt, gelagert. Mit gleichen Teilen Eifutter vermischt kam es dann in einer lasierten Tonschale zum Futterplatz.
Quellfuttergemisch. Es besteht zu gleichen Teilen aus handelsüblichen Papageienquell- und Taubendiätfuttermischungen. Hinzu gebe ich noch ein Gemisch aus drei Teilen Hafer, einem Teil Weizen und einem Teil Katjang Bohnen.
Am nächsten Tag wird die Mischung wiederum unter warmem Wasser gut ausgewaschen und bis zum nächsten Tag zum Abtropfen abgedunkelt gelagert. Nach nochmaligem Auswaschen wird dem gequollenen Futter ein Honigpräparat der Firma de Imme zugegeben. Der Honig verhindert das vorzeitige Säuern und verleiht dem Futter einen angenehmen Geschmack. Diese Mischung wird noch angereichert mit Quiko Eifutter für Großsittiche und Papageien, sowie Universel und Früchtepattee. Zweimal in der Woche wird dem Futter noch Knoblauchpulver und einmal ein Vitaminpräparat zugegeben.
SchildsittichAn warmen Sommertagen, wird die Gartenberegnung so aufgestellt, daß die Vögel sich beregnen lassen können. Kopfüber hängen sie am Volierendraht und lassen sich von allen Seiten mit Wasser berieseln.

Vergesellschaftung
Die Schildsittiche sind im großen und ganzen verträgliche Tiere, ich habe sie mit Wellen (Melopsitacus undulatus) und Nymphensittichen (Nymphicus holandicus) zusammen untergebracht. Auch diese beiden Arten konnten erfolgreich ihre Jungen aufziehen, ohne dass es zu Problemen kam.

Fazit
Den Schildsittich kann ich jedem Empfehlen, der es nicht nur einmal mit der Vogelzucht oder Haltung probieren möchte. Er ist sehr verträglich mit anderen Arten, wird relativ schnell zahm und ist nicht laut. Er ist kein großer Nager, aber er freut sich über frische Zweige, vor allem Weide, die er regelrecht abschält. In der Rinde der Weidenzweige findet der Barrabandsittich einige Substanzen, die unter anderem zu einem Wohlbefinden beitragen. Er braucht einen frostfreien überwinterungsraum und eine möglichst große Voliere um seine Flugkünste zeigen zu können.

Mutationen
SchildsittichEs gibt Hinweise auf Zimtfarbene Schildsittiche, die allerdings wie immer eine Sache des Geschmacks sind.

Weitere Fragen zu diesen Vögeln beantwortet gerne
Rolf Kamperschroer
Alemannenstr. 97
46395 Bocholt
Tel. und Fax Nr. (0 28 71) 18 38 22
E-Mail: Rolfkamperschroer@web.de
Home: www.vogelliebhaber-bocholt.de

 

Schildsittich
Schildsittich
Schildsittich