Dieser etwa 65 Gramm schwere und fast dreißig cm große Vogel gehört zu den streitlustigs-ten australischen Sittichen, die außerdem die stärkste Paarbindung eingehen. Sie leben in der Natur als Jungtiere in kleinen Gruppen und als einmal zusammengehörendes Paar fast aus-nahmslos zu zweit. Mit anderen Vögeln sind sie schwer zu vergesellschaften, es sei denn die Voliere ist ausreichend groß.
Der natürliche Lebensraum ist der Südosten Australiens, in offenen Landschaften an landwirt-schaftlich genutzten Flächen, jedoch stets in der Nähe von Gewässern, da sie ein hohes Bade-bedürfnis haben. Der bis in Höhen von über 1200 Metern vorkommende Vogel wurde Mitte des 19. Jahrhunderts nach Europa eingeführt. Schon im Jahr 1857 gelang eine erste beschrie-bene Zucht im Zoo in London. Wegen der unproblematischen Haltung und Zucht sind die Tiere Weltweit verbreitet und werden häufig als Ammenvögel missbraucht. Mittlerweile gibt es bei den Singsittichen eine immense Zahl von Farbmutationen und Mischlingen. Die deutli-chen Geschlechtsunterschiede lassen eine Paarbildung leicht werden. Im Gegensatz zu den unscheinbar braun oliv gefärbten Weibchen sind die Männchen mit überaus reichlicher Far-benpracht gesegnet. Die Jungtiere gleichen in den Farben bereits den Elterntieren, jedoch sind sie wesentlich blasser. Die etwa 10 bis 15 Jahre alt werdenden Vögel, die seit über 100 Jahren in Deutschland nachgezüchtet werden, sind an unsere klimatischen Verhältnisse bestens ge-wöhnt. Allerdings sollten die Vögel keinem plötzlichen Temperaturschwankungen oder gar Zugluft ausgesetzt werden. Wie alle australischen Sittiche lieben sie Temperaturen um die zwanzig Grad Celsius und eine relative Luftfeuchtigkeit von 60%. Ein frostfreier Raum ist ihnen während der kalten Jahreszeit anzubieten. Einzeln sollten diese Tiere wegen der sozia-len Verhaltensweise nicht gehalten werden. Die Volieren sollten die Mindestmaße von drei mal ein mal zwei Metern (Länge mal Breite mal Höhe) nicht unterschreiten, da die Tiere sonst ihre fantastischen Flugkünste nicht zeigen können. Frische Zweige aus Weide, Birke oder von Obstbäumen sind für die Vögel eine willkommene Abwechslung.
Die Ernährung besteht in der Hauptsache aus kleinen Saaten, (hierzu gehören alle Hirsearten, Negersaat, Grassamen und wenige Sonnenblumenkerne) frischem Obst und Gemüse, sowie reife und halbreife Samen von Gräsern und Wildkräutern. Die tägliche Gabe von frischem Wasser, aber auch die ständige Bereitstellung von Vogelgrit sind für verantwortungsvolle Vogelhalter Pflicht. Während der Zeit der Jungenaufzucht sollte auch tierisches Eiweiß zur Verfügung gestellt werden.
Das Gelege der Singsittiche besteht aus bis zu sieben Eiern und wird vom Weibchen allein etwa 20 Tage bebrütet. Singsittiche brüten in fast allen Höhlen, die ihnen angeboten werden, sie sind überhaupt nicht wählerisch. Die Jungvögel fliegen nach etwa 5 Wochen aus und sind drei Wochen danach selbständig. So sind bei guten Verhältnissen schon mal drei Bruten pro Jahr möglich.
Text: Rolf Kamperschroer