Es gibt nicht viele Vögel die eine so große Zahl von Pastellfarben besitzen wie der Barnardsittich, aus diesem Grund ist eine besondere Zierde in unseren Volieren.
Allgemeines
Der Barnardsittich wurde erstmals von dem Ornithologen Latham in seinem Buch „ General History of Birds“ beschrieben. Er gab dem Vogel den Namen des damals sehr bekannten Vogelkundlers Edward Barnard. Im Jahre 1863 wurde ihm von dem deutschen Ornithologen Friedrich Finsch der bis heute wissenschaftlich erhaltene Name „Barnardius barnardi“ gegeben. Eine nicht stark abweichende Unterart wird beschrieben „Barnardius barnardi whitei“, sie ist nicht so farbintensiv und wird von vielen Deshalb nicht als Unterart, sondern als Farbabweichung angesehen. Erste Brutergebnisse in Europa sind 1864 beim Baron von Cornely in Frankreich gemeldet.
Beschreibung
Der Barnardsittich ist überwiegend Grün. Die Farbe Grün schillert in den verschiedensten Tönen. So ist die Brust und der Bauch lichtgrün, der Rücken mehr dunkelgrün. Direkt hinter der Nasenwurzel befindet sich ein rotes Stirnband, der Kopf ist Grün und wird an der Rückseite von einem gelben Kragen begrenzt. Die Wangen sind blau und laufen nach unten in eine olivgrüne Farbe über. Die Deckfedern sind ebenfalls grünblau wie die mittleren Flügeldeckfedern. Der Flügelbug und die äußeren Flügeldeckfedern sind von einer hellblau, hellgrünen Farbe. Die großen Flügelfedern sind ultramarin blau. Etwa in der Mitte der Brust verläuft ein breites gelbes Band mit orangefarbenen Federn. Die Oberschwanzfedern sind leicht Blau Grün und die Unterschwanzfedern sind blaß Grün. Die Augenfarbe ist braun und der Schnabel grau. Die Beine sind grau und die Krallen sind fast schwarz. Der Barnardsittich erreicht eine Größe von bis zu 35cm.
Unterschiede bei den Geschlechtern
Häufig wird in der Literatur angegeben, dass die Henne deutlich blasser in den Farben ist, als der Hahn. Bei den Tieren, die ich mein eigen nenne, kann ich dieses Geschlechtsmerkmal allerdings nicht feststellen. Wohl aber ist der Schnabel und der Kopf des Hahnes viel kräftiger. Oftmals konnte ich bei den Hennen auch einen weißen Flügelstreifen erkennen, der an der Unterseite der großen Flügelfedern zu sehen ist. Bei jungen Hähnen kann jedoch der weiße Flügelstreifen auch zu Irrtümern in der Annahme des Geschlechts führen. Junge Barnardsittiche gleichen oftmals den Elterntieren, allerdings sind die Farben meist noch nicht so klar. Erst im Alter von einem Jahr wechseln die Jungvögel ihr Federkleid in das der Alttiere.
Verbreitung
Die Barnardsittiche kommen in Neu Süd Wales, Queensland und sporadisch in Victoria und Süd Australien vor. Sie leben überwiegend in Mallegebieten. Malle = Vegetation mit niedrigen bis mittelgroßen Büschen und Pflanzen, vor allem aber kleinwüchsigen Eukalyptusgewächsen. Die Barnardsittiche kommen außerdem an Flußläufen vor, wo sie sich von Grassamen, Blattknospen, Insekten und Larven ernähren.
Verhalten
Der Barnardsittich ist nicht gut mit anderen Vögeln zu Vergesellschaften, da er besonders als Altvogel sehr aggressiv werden kann. Auch die Zusammenstellung der Paare ist manchmal mit Schwierigkeiten verbunden. Nicht jeder Hahn akzeptiert jede Henne. Am besten läßt man mehrere Jungtiere aus verschiedenen Zuchten in einer Voliere fliegen und sich ihre Partner selbst aussuchen. Jungtiere sind im Allgemeinen noch nicht sehr aggressiv anderen gegenüber. Die Nachbarvolieren sollen nicht mit Tieren der gleichen Art besetzt werden, denn dann kommt es häufig zu Streitigkeiten zwischen den Vögeln. Sie gewöhnen sich relativ schnell an ihren Pfleger, denn wenn sie mit Futter versorgt werden, sitzen sie schon in der Nähe und warten.
Leben in der Voliere
Die Haltung von Barnardsittichen in Europa führt nicht zu Schwierigkeiten, denn auch in Australien trotzen sie kaltem und feuchtem Wetter. Allerdings bin ich der Meinung, dass ein trockener, Zugluft- und Frostfreier Nachtstall für die Vögel vorhanden sein soll. Die Voliere soll eine Mindestlänge von 3 x 1 x 2 m (L x B x H) haben. Eine Doppelverdrahtung zur Nachbarvoliere ist von großem Vorteil. Während der Brutsaison sollten sie unbedingt paarweise gehalten werden.
Brüten in der Natur
Sie brüten in den Monaten August bis November meist in ausgehöhlten ästen und Stämmen. Die Brutplätze sind unterschiedlich tief und variieren zwischen 60 und 120 cm. Die Höhe der Brutplätze ist ebenso unterschiedlich, zwischen 200 und 900 cm wurden die Einfluglöcher gefunden. Das Gelege, das aus 4 bis 6 weißen Eiern besteht wird im Abstand von 2 Tagen vervollständigt und vom Weibchen etwa 21 Tage allein bebrütet. Bei der Geburt sind die Jungen mit weißen Daunen überzogen. Nach ca. 35 bis 40 Tagen verlassen sie das Nest und werden danach noch etwa 3 bis 4 Wochen von den Eltern versorgt.
Brutgeschäft in der Voliere
Erfahrene Züchter geben an, dass die Barnardsittiche im zeitigen Frühjahr mit dem Brutgeschäft beginnen wollen, allerdings sollte man den Tieren erst im März eine Nisthöhle zur Verfügung stellen, denn schon so manches Gelege fiel Väterchen Frost zum Opfer. Der Nistkasten soll eine Höhe von 60 cm nicht unterschreiten, 25 x 25 cm im Durchmesser und mit einer Kontrollklappe ausgestattet sein. Das Einflugloch soll etwa 7 cm im Durchmesser groß sein. Meist interessieren sich die Vögel schon kurze Zeit nach dem Aufhängen für den Nistkasten und beide nehmen eine ausgedehnte Inspektion vor. Danach beginnt für ein paar Tage die Balz und der Hahn setzt alles daran es ihr recht zu machen. Die Balz besteht aus dem Spreizen der Schwanzfedern und sich vor ihr aufrichten, schütteln des Schwanzgefieders und dem herausbringen von schrillen Lockrufen. Die Balz verläuft im übrigen so, wie bei den Rosellasittichen.
Brutgeschäft
Nach etwa drei Wochen begann die Henne mit der Eiablage. Sie legte vier Eier und setzte sich erst am Tag 9 nach der ersten Eiablage. Am 12 Tag wurde noch ein fünftes Ei gelegt und das Gelege war vollständig. Bei einer Nestkontrolle wurde festgestellt, dass vier Eier befruchtet waren. Während der Brut kam die Henne regelmäßig aus dem Kasten um sich zu entleeren und ihre Flügel zu gebrauchen. Nach 19 Tagen kündigte das erste piepsen eines Jungtieres den Schlupf an. Die anderen folgten im Abstand von zwei Tagen. Die Jungen werden fast immer hervorragend gefüttert und versorgt. In der ersten Woche ist es allein Sache der Henne die Jungen zu versorgen, anschließend wird sie vom Hahn unterstützt. Nach etwa 10 Tagen werden die Jungen mit 6mm Ringen geschlossen beringt. Die Henne hudert nur eine kurze Zeit, deshalb ist für eine ausgewogene Temperatur Sorge zu tragen. Exakt nach 35 Tagen kam der erste Jungvogel aus dem Nistkasten, er wirkte sehr unbeholfen und flog häufig mit voller Wucht gegen die Begrenzung der Voliere. Die Jungtiere sind beim Ausfliegen wesentlich kleiner als die Alttiere, auch die Farben der Federn sind blasser. Die Eltern versorgen die Jungen noch fast 4 Wochen, danach gelten die „Kleinen“ als selbständig. Falls es nicht zu Streitigkeiten kommt, können die Jungen getrost bei den Eltern bleiben, im späten Herbst sollten sie jedoch ein eigenes Domizil beziehen. Falls die Alttiere allerdings zu einer zweiten Brut schreiten, sollen die Jungvögel möglichst schnell von ihnen getrennt werden. Auch wenn die Jungen des vergangenen Jahres in diesem Jahr schon Geschlechtsreif sein sollten, ist es ratsam, sie noch nicht brüten zu lassen. Meist kommt es zwar zur Eiablage, aber oft sind die kompletten Gelege nicht befruchtet und die Gefahr besteht, dass die Jungtiere im darauffolgenden Jahr nicht genügend Ausdauer für die Jungenaufzucht aufbringen.
Fütterung in der Zeit der Jungenaufzucht
Die Barnardsittiche bekommen eine handelsübliche Großsittichfuttermischung mit Sonnenblumenkernen. Das Futter wird angereichert mit einem gequollenen Papageienquellfutter welches über Nacht in lauwarmes Wasser zum Quellen gebracht wird. Am nächsten Tag wird die Mischung gut abgespült und abgedunkelt bis zum Verfüttern abgestellt. Dieses wird vermischt mit einem Honigpräparat der Fa. De Imme und zu gleichen Teilen mit Quiko Eifutter für Sittiche und Papageien vermischt. Einmal pro Woche setze ich diesem Gemisch ein Vitaminpräparat zu, ein anders Mal wird ein Knoblauchpulver unter gemischt zur Vorbeugung gegen Parasiten. Obst in Form von Apfel – oder Birnenstücken wechseln sich in unregelmäßigen Abständen mit Gemüse (Möhren, Gurken verschiedene Kohlarten) und wildwachsenden Kräutern und Gräsern aus dem Garten ab. Auch an Feld – und Wiesenrändern gefundene Pflanzen werden gerne angenommen. Hier achte ich besonders auf die natürliche Beschaffenheit und das nicht Vorhandensein von Pestiziden. Im Winter gebe ich auch des öfteren als Leckerbissen einige Mehlwürmer, die mir von den Vögeln fast aus der Hand genommen werden. Das Wasser wird ganzjährig täglich gewechselt in Plastikschalen zur Verfügung gestellt. Eine Badegelegenheit nehmen sie sehr gern an.
Der Barnardsittich ist nicht sehr laut, zumindest nicht für meine Nachbarn und mich. Er hat teilweise eine metallisch schrille Stimme, die er aber nur bei Erregung in voller Lautstärke vernehmen läßt. Auf dem Boden sitzend läßt er nichts von sich hören, um niemand auf sich aufmerksam zu machen.
Fazit
Den Barnardsittich möchte ich nicht eben dem in der Vogelzucht unerfahrenen empfehlen. Er ist ein ausgesprochen schöner Vogel, der jedoch ein gewisses Nagebedürfnis nicht verleugnen läßt. Es empfiehlt sich ein zweiwöchentlicher Wechsel von extra zum Nagen aufgehängten naturbelassenen Hölzern, damit die Voliere nicht zu stark in Mitleidenschaft gezogen wird.
Informationen zu diesen Vögeln gibt gern Rolf Kamperschroer