Arten
1. Australischer Rotflügelsittich
Aprosmictus Erythropterus Erythropterus
2. Neuguinea Rotflügelsittich
Aprosmictus Erythropterus Cocineopterus
3. Timor Rotflügelsittich
Aprosmictus Jongullaceus Jongullaceus
4. Wetar Rotflügelsittich
Aprosmictus Jongullaceus Wetterensis
Allgemeines
Nachdem im Jahre 1861 die Rotflügelsittiche in Europa Einzug hielten, wurde in München 1878 die deutsche Erstzucht registriert. Da es mittlerweile gute Zuchtstämme gibt, Mutationen und Modifikationen beschrieben wurden, zählt der Rotflügelsittich zu den beliebtesten Australischen Vögeln in Deutschland. Obwohl mittlerweile die Preise nicht mehr hoch sind, fällt es immer noch nicht leicht ein gut harmonierendes Zuchtpaar zusammen zu stellen. Entnahmen aus der Natur sind wegen der Zuchtfreudigkeit nicht mehr nötig und auch seit einigen Jahren verboten. Der Rotflügelsittich ist ein angenehmer und meist ruhiger Vogel, der mitunter sehr zutraulich werden kann und Leckerbissen aus der Hand nimmt. In einer rundum geschlossenen Voliere kann er auch kalt überwintert werden. Die Voliere sollte mindestens vier mal ein mal zwei Meter groß sein, um den eleganten Flug der Vögel zu gewährleisten. Sie kann getrost aus Holz gebaut werden, denn der auch unter dem Namen Scharlachflügelsittich bekannte Vogel ist kein großer Nager.
Beschreibung
Der Australische Rotflügelsittich hat eine Länge von 32 cm. Beim Männchen sind der Kopf und der Nacken hellgrün, der Rücken ist tiefschwarz, der Unterrücken blau. der rote Flügelstreifen ist beim Hahn viel breiter als bei der Henne. Die Federn der Schwanzunterseite sind mit einem kräftigen Rot eingesäumt. Brust und Bauch sind grün. Der Schnabel und die Augen sind Orangerot und die Füße sind grau. Beim Weibchen fehlt der schwarze Rücken und der rote Flügelstreifen ist nicht so breit wie beim Männchen. Die Schwanzunterseite ist beim Weibchen matter rot eingesäumt. Die jungen Rotflügelsittiche haben fast die gleichen Farben wie die ausgefärbten Weibchen. Der Flaum der jungen Hähne ist weiß, der der Weibchen ist von rosa grauer Farbe.
Beim Verlassen der Nisthöhle ist der Bürzel der jungen Hähne intensiver blau und die Schwanzunterseite ist stärker rot eingesäumt. Die Weibchen sind dagegen mit einer kräftigeren Statur ausgestattet. Die Geschlechtsunterschiede sind allerdings nicht immer eindeutig, leichter ist es, wenn man mehrere Jungtiere nebeneinander beobachten kann. Mit etwa achtzehn Monaten bekommen die Hähne ihre ersten schwarzen Federn am Rücken.
Leben in Freiheit
In seiner Australischen Heimat ist der Rotflügelsittich ein scheuer Vogel, der bei der geringsten Störung gleich im dichten Dickicht verschwindet. Er bevorzugt offene Eukalyptuswälder und Buschgebiete. Der elegante Flieger lebt hauptsächlich in der Nähe von kleinen Flüssen und schließt sich mit Blaßkopf- und Barnardsittichen zu größeren Gruppen zusammen. Er ernährt sich von reifen und halbreifen Sämereien, verschiedenen Früchten, Nüssen und Beeren. Außerdem stehen noch Baumsamen und Knospen, Mais und Getreide auf seinem Speisezettel. Die Brutzeit ist von Juli bis Januar, in dieser Zeit findet man die Nester in hohlen Bäumen oder Astlöchern. Das Gelege besteht meist aus drei bis fünf Eiern, die vom Weibchen ausgebrütet werden.
Zucht
Als Nistkasten biete ich meinen Rotflügelsittichen verschiedene Möglichkeiten, vom Schreiner gefertigte und hohle Baumstämme. Diese haben einen Durchmesser von etwa 30 bis 35 cm und sind 80 cm hoch. Das Einflugloch ist etwa 9 cm im Durchmesser und im Inneren wird eine Steighilfe angebracht. Im Nistkasten lege ich eine Schicht von ca. 3 cm aus Hobelspänen. Manche Paare nehmen am liebsten einen Nistkasten mit halbem Deckel, andere haben einen oben offenen Kasten, meine Vögel sind allerdings mit der geschlossenen Variante zufrieden. Bereits Mitte Februar fangen die Rotflügelsittiche mit der Balz an und die Henne verschwindet immer öfters im Nistkasten. Erst Mitte April legt sie je nach Witterung das erste Ei. Ab dem zweiten Ei setzt sich die Henne fest zum Brüten. Etwa 21 Tage geht sie ihrem Brutgeschäft nach und verläßt nur zur eigenen Ver- und Entsorgung ihr Gelege. Drei Wochen nach dem Schlupf der Kleinen kann man die ersten Piepslaute hören. Ab diesem Zeitpunkt verzehren die Elterntiere größere Mengen an Eifutter der Fa. Quiko, welches ich mit einem Honigpräparat der Fa. De Imme vermische. Die mit einem hellen Daunenkleid ausgestatteten Jungen öffnen im Alter von etwa 10 Tagen ihre Augen. Das ist auch der Zeitpunkt zum Beringen. Die ersten Federkiele wachsen mit etwa 15 Tagen und nach drei Wochen sind sie schon gut befiedert. Nach fast sechs Wochen verlassen sie die schützende Bruthöhle und werden von den Elterntieren noch gut vier Wochen versorgt. Die Jungtiere suchen in der Dämmerung, oder bei Gefahr noch des öfteren den Nistkasten auf. Meine Jungtiere werden nach gut fünf Wochen von den Eltern getrennt, denn oft beginnen die erwachsenen Tiere nochmals mit dem Balz und Brutgeschäft. Es kommt dann vor, dass der Hahn die Jungvögel attackiert. Die Erfahrung hat gezeigt, dass Junge Vögel, die schon im zweiten Lebensjahr mit dem Brüten beginnen, im dritten Jahr wieder aussetzen.
Ernährung
Als Grundfutter gibt es ein Großsittichfutter ohne Sonnenblumenkerne. So werden z.b. nur extra large Sonnenblumenkerne aus Kenia gegeben. Diese Körner sind besonders groß und sehr süß. Sie werden von den Tieren förmlich verschlungen. Auch die Qualität und Sauberkeit der Kerne sind hervorragend. Apfel und Birne, Möhren und praktisch alles, was im eigenen Garten wächst, wird als Zusatzfutter in die lasierten Tonschüsseln gelegt. Vor allem süße äpfel, wie Jona Gold, Elstar und Golden Delicius werden sehr gern genommen. Einmal in der Woche wird dem Trinkwasser, welches täglich erneuert wird, ein Multivitamin Präparat der Fa. Quiko zugesetzt.
Ernährung während der Zeit der Jungenaufzucht
Zwei Tage vor dem errechneten Schlupf wird die Fütterung angereichert mit Quellfutter, es besteht zu gleichen Teilen aus handelsüblichen Papageienquell- und Taubendiätfuttermischungen. Diese beiden Komponenten werden am Abend in eine Schüssel mit lauwarmem Wasser zum Quellen bei Zimmertemperatur aufgestellt. Am nächsten Tag wird die Mischung wiederum unter warmem Wasser gut ausgewaschen und bis zum nächsten Tag zum Abtropfen abgedunkelt gelagert. Nach nochmaligem Auswaschen wird dem gequollenen Futter ein Honigpräparat der Firma de Imme untergegeben. Der Honig verhindert das vorzeitige Säuern und verleiht dem Futter einen angenehmen Geschmack. Diese Mischung wird noch angereichert mit Quiko Eifutter für Großsittiche und Papageien, sowie Universel und Früchtepattee. Zweimal in der Woche wird dem Futter noch Knoblauchpulver und einmal ein Vitaminpräparat zugegeben.
Dem Trinkwasser wird an einem Tag der Woche noch Apfelessig beigegeben. Der Hahn übernahm nach dem Schlüpfen der Jungtiere die Fütterung seiner Familie. Mit großem Eifer vermischte er die angebotenen Früchte und Gemüse sowie die Körner und Quellfuttermischungen um zunächst nur sein Weibchen zu füttern, die das Futter an die Jungtiere weitergab. Später durfte er dann die Jungen auch selbständig füttern.
Mutationen
Zur Zeit gibt es noch nicht allzu viele Mutationen, gescheckte gibt es wohl schon einige Jahre, Zimtfarbige, Lutino und blaue Farbvarianten sind allerdings sehr spärlich beschrieben.
Schluß
Rotflügelsittiche kann ich demjenigen empfehlen, der den Tieren genügend Freiraum zugesteht, denn diese eleganten Flieger sind als Käfig- und oder als Einzelvogel zu schade.
Text: Rolf Kamperschroer